Afrika.
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Afrika gehört fast ganz der heißen Zone an; nur kleine Teile reichen in die
nördliche und südliche gemäßigte Zone.
Gliederung. Afrika ist von sämtlichen Erdteilen am wenigsten gegliedert. Der
atlantische Ozean bildet den Meerbusen von Guinea, das mittelländische Meer
die große und die kleine Syrte. Die Somalihalbinsel mit dem Kap
Gardafui (Hüte dich!) tritt nach O. in den indischen Ozean vor. Nur eine größere
Insel, Madagaskar, liegt im O., durch die Straße von Mozambique vom
Festland getrennt. Dies und der Umstand, daß wegen der Randgebirge die meisten
Flüsse in ihrem unteren Lauf durch Wasserfälle und Stromschnellen für die Schiff¬
fahrt unzugänglich sind, ist die Ursache, daß Afrika im Innern noch wenig bekannt ist.
Bodengestaltung. Das Dreieck Südafrikas bildet ein von Randgebirgen ein¬
gefaßtes Hochland, das von ausgedehnten Bodenerhebungen und Senkungen durchsetzt
ist. Den nordwestlichen Eckpfeiler der erwähnten Randgebirge bildet das 4000 m hohe
Kamerungebirge, den nordöstlichen das zum Teil noch höhere Alpen land von
Habesch. Unweit der Ostküste, genau unterm Äquator, erhebt sich das Kenia-
gebirg, an das sich südlich der Kilima-Ndscharo (6100 in) anschließt. Westlich
von diesem — jenseits des Viktoriasees — erhebt sich der schneebedeckte Ruwenzori
<5500 in). Vom Alpenland von Habesch bis zum Konggebirg an der Westküste
erstreckt sich das Hochland von Sudan, durchbrochen voui Thal des oberen Nil,
der Senke des Sees Tsad mit seinem Zufluß Schari uud dem Tiefland des
Niger. Im N.-W. des Erdteils erhebt sich der Atlas. Nördlich des Sudan zieht vom
atlantischen Ozean und dem Atlas bis fast zum Nil die Sahara, die größte Wüste
der Erde hin. Sie ist etwa 12mal so groß als das deutsche Reich und nicht, wie
man oft annimmt, eine endlose Sandebene, sondern teils Hochland, teils Tiefland und
von Felsgebirgen durchzogen. Das Gebirg von Tibesti (2400 m), welches die
Wüste von S.-O. nach N.-W. durchzieht, teilt sie in die eigentliche Sahara im O.
von der Sahel im W. Letztere ist noch sandiger und unfruchtbarer als die eigent¬
liche Sahara. Den Westrand Ägyptens bildet die libysche Wüste.
Der Boden der Sahara ist meist kahl, nur hier und da finden sich Disteln und
Akaziengesträuch. Wo aber in einer Einsenkung eine Quelle zu Tag tritt, entwickelt sich,
gleich einer Insel im Sandmeer, eine Oase. Da wächst die Dattelpalme, da gedeihen
Aprikosen, Pfirsiche und Orangen, ja selbst Getreide. Die Wüste wird von Karawanen
durchwandert, die mit ihren einhöckerigen Kamelen von Oase zu Oase ziehen. Wehe,
wenn eine solche infolge eines Sandsturmes vom rechten Wege abirrend die ersehnte
Oase verfehlt, oder von dem glühenden Samum unvorbereitet überrascht wird! Da die
Luft sehr rein ist, so erscheinen in der Sahara entfernte Gegenstände sehr groß. Zu¬
weilen glaubt der vor Durst fast verschmachtende Reisende vor sich die blaue Wasser¬
fläche eines Sees zu sehen. Erfreut beschleunigt er seine Schritte; aber statt des er¬
sehnten Labsals findet er nichts als die kahle, öde Fläche. Die Fluten, die sein Auge
zu sehen glaubte, waren nur eine Luftspiegelung. In Südafrika befindet sich eine zweite
Wüste von geringerer Ausdehnung, K a l ah a ri, weniger öde als die Sahara, aber ohne Oasen.
Bewässerung. So arm Nordafrika au Wasser ist, so reich ist daran Inner-*
afrika. Hier finden sich Stromsysteme von einer Ausdehnung, wie kaum in einem
andern Erdteil. Hauptfluß ist der Nil, dessen Hauptstrom, der weiße Nil, seine
Quellen in der großen Senke zwischen Kilima-Ndscharo und Ruwenzori hat, wo die
großen Seen: Viktoriasee, Tanganjika u. a. sich befinden. Der blaue Nil,
welcher sich bei Chartum mit dem Hauptstrom vereinigt, entstammt dem Alpenland
von Habesch. Der Niger vom Kong fließt nach dem Innern Afrikas, wendet sich
dann aber und strömt südöstlich nach dem Meerbusen von Guinea. An dem nörd¬
lichsten Punkte des Niger liegt die Stadt Timbuktu, das Ziel der von N. die
Sahara durchziehenden Karawanen. Sein Nebenfluß von links, der Benuö, entspringt
auf deutschem Gebiet. Der gewaltigste Strom Mittelafrikas ist der Kongo. Er ent¬
stammt dem Bangweolosee, fließt nach N., wendet sich aber jenseits des Äquator
nach S.-O. und mündet meerbusenartig erweitert in den atlantischen Ozean. Wir
merken uns noch den Oraujefluß, der ebenfalls in den atlantischen Ozean sich ergießt,
und den Zambesi von der Hochehene Jnnerafrikas, der in den Kanal von Mozambique
mündet.