76 Eylau 1807.
Magdeburg. Tapfer und ruhmreich aber hielten sich Col¬
li erg, verteidigt von Gneisenau, Schill und dem alten
Bürger Nettelbeck, und Graudenz. In den eroberten preußi¬
schen Provinzen wurde eine Kriegskontribution von 150 Mill.
Franken mit größter Strenge eingetrieben. Von Berlin aus
erklärte Napoleon, daß die Dynastie von Hessen-Kassel, das
neutral hatte bleiben wollen, sowie die von Braunschweig
ausgehört hätten zu regieren. Der verwundete Ferdinand
von Braunschweig war flüchtend nach Ottensen bei Altona
aus neutrales dänisches Gebiet gebracht worden, wo er am
10. November starb. Ferner erließ Napoleon von Berlin
aus das unsinnige Dekret der Kontinentalsperre, wodurch
aller Handel und Briefwechsel mit England verboten wurde.
Der König Friedrich Wilhelm III. war nach Königsberg
geflüchtet, wo er die Hilfe der Russen erwartete. Alsbald
rückte ein russisches Heer unter Bennigsen in Ostpreußen
ein, um die Franzosen vom Übergang über die Weichsel ab¬
zuhalten. Mit ihm vereinigte sich ein preußisches Heer von
25 000 Mann unter L'Estocq. Mit den Franzosen ver¬
einigten sich die Polen, denen Napoleon die Aussicht auf
Wiederherstellung ihrer Selbständigkeit eröffnet hatte. Nach
mehreren blutigen und hartnäckigen Gefechten ohne Ent¬
scheidung (bei Pultusk, Golymin, Meningen) kam es am
7. Februar 1807 bei Preußisch-Eylau in der Nähe von
Königsberg zwischen Franzosen, Russen und Preußen zu einer
der mörderischesten Schlachten in der Weltgeschichte, welche
zwei Tage lang dauerte. Erst spät am Abend des 8. Februar,
gegen Mitternacht, endete das Gemetzel wegen der völligen
Erschöpfung der Truppen. Aus beiden Seiten rühmte man
sich des Sieges, aber keine Partei hatte die andere vom
Schlachtfelde zu vertreiben vermocht, in dessen Schnee gegen
60 000 Tote und Verwundete lagen. Die Heere hatten fo
gelitten, daß sie 4 Monate lang ruhig in den Winterlagern
blieben, um sich zu erholen und zu verstärken. Diese Zeit
suchte Napoleon zu benutzen, um den König von Preußen von
dem Bündnis mit Rußlaud abzuziehen; aber der König
blieb seinem Bundesgenossen treu.