7. Der schönste Baum.
9. „O lieber, heil'ger Christ!
nicht Mutter und nicht Vater
hab' ich, wenn du's nicht bist.
O, sei du mein Berater,
weil man mich hier vergißt!“
10. Das Kindlein reibt die Hand,
sie ist vor Frost erstarret;
es kriecht in sein Gewand
und in dem Gäßlein harret,
den Blick hinausgewandt.
11. Da kommt mit einem Licht
durchs Gäßlein hergewallet,
im weißen Kleide schlicht,
ein ander Kind; — wie schallet
es lieblich, da es spricht:
12. „Ich bin der heil'ge Christ,
war auch ein Kind vordessen,
wie du ein Kindlein bist.
Ich will dich nicht vergessen,
wenn alles dich vergißt.
13. Ich bin mit meinem Wort
bei allen gleichermaßen;
ich biete meinen Hort
so gut hier auf den Straßen
wie in den Zimmern dort.
14. Ich will dir deinen Baum
fremd Kind, hier lassen schimmern
auf diesem offnen Raum,
so schön, daß sie in Zimmern
so schön sein sollen kaum!“ —
15. Da deutet mit der Hand
Christkindlein auf zum Himmel,
und droben leuchtend stand
ein Baum voll Sterngewimmel,
vielästig ausgespannt.
16. So fern und doch so nah;
wie funkelten die Kerzen!
Wie ward dem Kindlein da,
dem fremden, still zu Herzen,
da's seinen Christbaum sah!
17. Es ward ihm wie ein Traum;
da langten hergebogen
Englein herab vom Baum
zum Kindlein, das sie zogen
hinauf zu lichtem Raum.
18. Das fremde Kindlein ist
zur Heimat jetzt gekehret
bei seinem heilgen Christ,
und was hier wird bescheret,
es dorten leicht vergißt.
RVuͤckert.
7. Der schönste Baum.
Joh. 3, 16. Also hat Gott die Welt geliebt.“
1. Sag an, wie heißt der schönste
Baum
auf diesem Erdenrund,
seit einst im Paradiesesraum
der Baum des Lebens stund?
2. Die Palme grüßt im Morgen—
land
des Pilgers Aug' entzückt,
wenn ragend er im Wüstensand
ihr hohes Haupt erblickt.
3. Schön ruht 2 an der Eiche
Fuß,
wenn durch den grünen Wald
der Jägerschar des Waldhorns Gruß
zum muntern Mahle schallt.
4. Die Linde glüht im Abend—
glanz,
umweht von Blütenduft,
wenn durch das Dorf zum Erntetanz
des Spielmanns Fiedel ruft.
5. Doch schöner glänzt im Kerzen—
schein
der Tannenbaum fürwahr,
wenn nun der Vater ruft ‚herein!“
der frohen Kinderschar.
6. Wenn dann ins lichte Heilig—
tum,
geblendet und entzückt,
vor Freude bang, vor Staunen stumm,
das Kindervolk sich drückt.