Full text: [Teil 1 = (Vorstufe)] (Teil 1 = (Vorstufe))

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Tisch gewachsen. Bedient wird er von Zwergen. Alle hundert Jahre erwacht er und 
schickt einen Zwerg hinaus, damit er nachsehe, ob die Raben noch um den Berg 
fliegen. Wenn sie nicht mehr da sind, wird der Kaiser aufstehen, seinen Schild 
an einen dürren Baum hängen, der dann anfängt zu grünen, und das Deutsche 
Kaiserreich in seiner alten Herrlichkeit wieder aufrichten. 
2. Prinzessin Utchen und die Musikanten. Auch eine Prinzessin hat Barba¬ 
rossa um sich, die nie alt wird und sich zuweilen draußen vor dem Berge zeigt. 
Sie heißt Utchen. Einst kam eine Schar Musikanten am Kyffhänser vorbei und 
brachte dem alten Barbarossa ein Ständchen. Da trat die Prinzessin Utchen aus 
einem Felsen heraus und winkte ihnen. Die Musikanten folgten ihr und wurden 
in einen goldenen Saal geführt, wo man sie aufs beste bewirtete. Zum Ab¬ 
schiede steckte die Prinzessin jedem einen grünen Zweig an den Hut. Die meisten 
aber warfen draußen den Zweig weg; denn sie hatten Gold erwartet. Nur 
einer behielt ihn. Als er nach Hause kam, waren alle Blätter des Zweiges 
in Gold verwandelt. 
3. Burgtrümmer. Denkmal. Oben auf dem Berge sieht man noch die 
Trümmer einer Burg uud eines Turmes. Seit 1896 erhebt sich hier das 
Riesendenkmal Kaiser Wilhelms I. Er ist es, der die deutschen Stämme geeint 
und das neue Deutsche Reich in alter Herrlichkeit wieder aufgerichtet hat. Mit 
ihm ist die Kyffhäuser-Sage in Erfüllung gegangen. 
Der alte Barbarossa, 
der Kaiser Friederich, 
im unterird'schen Schlosse 
hält er verzaubert sich. 
2. (Er ist niemals gestorben, 
er lebt darin noch jetzt, 
er hat im Schloß verborgen 
zum Schlaf sich hingesetzt. 
3. Lr hat hinabgenommen 
des Reiches Herrlichkeit 
und wird einst wiederkommen 
mit ihr zu seiner Zeit. 
4. Der Stuhl ist elfenbeinern, 
darauf der Kaiser sitzt; 
der Tisch ist marmelsteinern, 
darauf sein stäupt er stützt. 
Barbarossa. 
5. Sein Bart ist nicht von Flachse, 
er ist von Feuersglut, 
ist durch den Tisch gewachsen, 
worauf sein Kinn ausruht. 
(Er nickt als wie im Traume, 
sein Aug', halb offen, zwinkt, 
und je nach langem Raume 
er einem Knaben winkt. 
7. (Er spricht im Schlaf zum Knaben: 
„Geh hin vors Schloß, o Zwerg, 
und sieh, ob noch die Raben 
herfliegen um den Berg. 
8. Und wenn die alten Raben 
noch stiegen immerdar, 
so muß ich auch noch schlafen 
verzaubert hundert Iahrl" 
(Rücken.) 
14- Heinrich der Löwe. 
1. Zug ins gelobte Land. Zur Zeit Barbarossas lebte Heinrich der 
Löwe. Er war Herzog von Sachsen und Bayern uud der mächtigste Fürst 
seiner Zeit. Die braunschweigischen Lande gehörten ihm als Erblande. In der 
Stadt Braunschweig hatte er seine Burg. Von seinem frommen Sinne zeugen 
mehrere Kirchen, die er in der Stadt erbaut hat. Im Jahre 1172 verließ er 
Braunschweig, um eine Wallfahrt nach dem gelobten Lande zu unternehmen. 
Die Regierung seiner Länder übertrug er seiner weisen und klugen Gemahlin 
Mathilde. Ein glänzendes Gefolge von 1200 kampfgeübten Kriegern begleitete ihn. 
Die Reise dorthin war nicht ohne Gefahr. Auf der Donau ward das Fahrzeug des 
Herzogs vom Strudel gegen einen Felsen geschleudert und in den Wellen be-
	        
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