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es zu tun haben. Freundschaft oder Haß des Kaisers gelten mir ganz 
gleich, bleibt nur der König mir gewogen." 
Nun mußte Raschin abermals zu Thurn reisen und den König 
erinnern, er möge das versprochene Kriegsvolk ungesäumt abmarschieren 
lassen. Aber Gustav Adolf antwortete: „Mehr als drei Regimenter, zu¬ 
sammen 1500 Mann, kann ich jetzt nicht entbehren, da mir im Reich ein 
mächtiger Feind entgegensteht." Als Wallenstein diese Antwort erfuhr, 
war er sehr bestürzt. Bald aber sammelte er sich und sprach: „Nun muß 
es in anderer Weise gehen!" Unterdessen sandte der Kaiser den Fürsten 
Eggenberg zu Wallenstein. „Der Kaiser hat mich nicht nach Gebühr 
behandelt," antwortete der Herzog; „bloß aus Liebe zu euch will ich mich 
des Werkes wieder annehmen." Und er verlangte, daß weder der Sohn 
des Kaisers noch ein anderer General neben ihm die Armee kommandieren 
dürfe. „Nicht einmal neben Gott, geschweige denn neben dem König 
von Ungarn werde ich den Oberfehl annehmen," sagte er. Da ernannte 
ihn der Kaiser neuerdings zum obersten Feldhauptmann seines Heeres. 
Der Schlüssel ins ßnijmtlitiib. (1632.) 
Nach der Eroberung von Donauwörth ließ der Schwedenkönig in 
aller Eile etliche Flöße fertig machen, dazu auch viele Schiffe von Lau- 
ingen und Dillingen nach Donauwörth bringen, damit man über den 
Lech eine Brücke schlagen könne. Als Tilly das sah, verschanzte er sich 
bei dem Städtlein Rain stark gegen den Sech. Er machte viele feste 
Schanzen und Reimten, die mit tiefen Laufgräben unter einander ver¬ 
bunden waren, baute an verschiedenen Stellen hohe Batterien und 
pflanzte eine große Anzahl Geschütze daraus, um den Lech damit zu be¬ 
schießen und die Schwedischen davon abzuhalten. Als der König sah, 
was für eine mächtige Stellung Tilly inne habe, nämlich viele starke 
Schanzen, Laufgräben, das feste Städtlein Rain, einen Berg samt den 
Wald und vor sich den Lech, da dachte er, es würde schwer hergehen, 
Tilly ans seinem Vorteil zu bringen. Ohne großen Verlust an Volk 
könne dies nicht geschehen. Aber trotz der großen Gefahr für ihn und 
sein Volk entschloß er sich, sein Vorhaben in Gottes Namen zu wagen. 
An einem Aprilmorgen unternahm er einen Ritt, um Tilly's Werke 
ganz in der Nähe zu sehen. Er rief die bayerische Schildwache an: 
„Guten Morgen, Monsieur! Wo ist der alte Tilly?" Der Posten 
antwortete: „Habt Dank! Tilly ist zu Rain im Quartier." Und 
dann fragte er: „Kamerad, wo ist der König?" — „Er ist auch im
	        
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