— 98 — 
Gütern in bessere Sicherheit, um dem Feind zu entfliehen. Etliche ver- 
mögliche Bürger und Adelige, Herren und Frauen, zerstreuten sich mit 
ihren Gütern in der Grafschaft Tirol, ja etliche vornehme Herren begaben 
sich sogar nach Italien. So wurden auch viele Tonnen Gold von Kirchen¬ 
gütern und anderen Sachen aus München geflüchtet. Nur die arme 
Bürgerschaft, von der auch schon etliche geflohen, doch wieder umgekehrt 
waren, etliche aber zu ihrem Schaden, blieb treu und beständig hier, wie 
auch viele Mönche und etliche Klosterfrauen. 
Inzwischen befürchtete die Stadt München große Übel Tag und 
Nacht; denn von der Marterwoche bis auf die Kreuzwoche meinte jeder¬ 
mann, der Feind werde zu München ankommen und uns mit Feuer und 
Schwert vertilgen. Daher wurden die Bürger, jung und alt, in größter 
Not bewaffnet, auch bei 400 oder 500 unerfahrene Bauernknechte, 
die bei den Stadttoren und auf den öffentlichen Plätzen Tag und 
Nacht verblieben. Unterdessen rückte der Feind erst auf die Festung 
Ingolstadt, wurde aber mit großem Verlust abgetrieben. Hernach 
marschierte er nach Regensburg, mußte aber auch dort uuverricht^er 
Sache wieder abziehen wie vor Ingolstadt, wo des Königs Leibpferd 
unter ihm durch eine große Kanonenkugel erschossen wurde. Unterwegs 
wurde in Bayern alles ruiniert und ausgeplündert, auch etliche Höfe und 
Dörfer, wo man keine Beute bekommen hatte, in Brand gesteckt. Die 
Einwohner dieser Ortschaften flohen mit ihren Weibern und Kindern in 
das Moos, etliche in die Wälder, viele in die Stadt München, um 
wenigstens ihr Leben zu erhalten. Den Bauern wurden die Pferde, 
Rinder, Schafe, Schweine und was die Feinde nur angetroffen, von den 
herumschweifenden Soldaten hinweggeführt, so daß die armen Bauern 
eben nichts als das auf dem Felde stehende Getreide zu erwarten hatten, 
das aber auch nicht unverletzt blieb. Hernach zog der Feind gegen Lands¬ 
hut, Moosburg und Freising, welche drei Städte er in seine Gewalt 
bekam. Diese wurden stark gebrandfchatzt. 
Den 14. Mai hat sich ein Vortrab der schwedischen Armee bei uns 
zu München sehen lassen. Nun hatten wir nicht länger mehr zu warten 
Ursache, besonders weil wir die Feuersbrünste haufenweise ausgehen sahen. 
Und damit es München nach den vielfältigen Androhungen nicht auch wie 
Magdeburg ergehe, reiste am 15. Mai der französische Gesandte mit dem 
kurfürstlichen Rat Büttner, den beiden Bürgermeistern und einem Rats¬ 
herrn in drei Kutschen zum Schwedenkönig nach Freising, um ihn zu 
versöhnen. Wohl zwei- oder dreimal wies man die vornehmen Herren 
ab und niemals erlangten sie eine Audienz. Endlich bewogen die Fußfälle 
des Rates Büttner den König, so daß er ihnen versprach, die Stadt solle
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.