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dann nach England." — „Ihr solltet es doch noch einmal mit dem König 
von Spanien versuchen," sagte Johann, welcher Beichtvater der Königin 
war. Und er schrieb einen Brief an die Königin Jsabella und schickte 
einen Matrosen damit fort. Nach 14 Tagen kam er zurück und brachte 
ein Schreiben der Königin und 53 Dukaten, damit Colombo nochmal 
an den Hof komme. 
„Aber wie ist das möglich," fragte der König und beugte den Kopf 
auf die Karte herab, „der Weg über das Meer ist doch zu weit?" — „Er 
ist nicht zu weit," antwortete Colombo, „ein Seefahrer muß das wissen. 
Im Hafen zu Lissabon sah ich die Dinge, welche die See herantreibt und 
aus Land wirft, fremde Hölzer, Bambusstäbe, wie sie nur in Indien 
wachsen. Ein Matrose fischte aus dem Meere ein Holz, das künstlich, 
aber ohne eiserne Werkzeuge geschnitzt war. Ein ähnliches Stück habe ich 
selbst gesehen. Und der König von Portugal hat mir unter dem atlantischen 
Treibholz Rohre gezeigt von solcher Dicke, daß man von Knoten zu 
Knoten 7 Liter in die Höhlung füllen konnte. Auf einer Jnfel wurden 
Fichtenstämme von einer fremden Art von Westen her ans Land gespült. 
Und auf eine andere Insel wurden Kähne getrieben, darin lagen Leichen 
von einer fremdartigen Menschenart." Da sah der König Ferdinand die 
Königin Jsabella an. Diese nickte leise mit dem Kopfe und der König 
fragte freundlich: „Was verlangt ihr?" — „Erstens verlange ich," sagte 
Colombo, „daß ich und meine Familie in den Adelsstand erhoben werde. 
Zweitens den Titel Admiral des Weltmeeres. Drittens will ich Vize¬ 
könig und lebenslänglicher Statthalter sein in allen Ländern, die ich ent¬ 
decke. Viertens soll mir der König den 10. Teil geben von allen Ein¬ 
künften an Gold, Silber, Perlen, Edelsteinen und Gewürzen. Und fünftens 
will ich das Recht haben, mich auf jedem Schiff am Handel mit einem 
Achtel zu beteiligen." Alle schwiegen und sahen den Fremden an; der 
König und die Königin blickten verlegen zu Boden. „Das ist sehr viel," 
sagten die Herren, die um den Thron standen. „Es ist zu viel," sagte 
der König. Colombo reiste ab. Aber kaum war er zwei Meilen weg, 
so kam ein Eilbote hinter ihm geritten und holte ihn zurück. Der König 
gewährte ihm alles, was er verlangt hatte, und gab ihm 5300 Dukaten 
für die Schiffe. Da reiste Colombo ans Meer nach Palos. Dort fauste 
er im Hafen drei Schiffe und füllte sie in 10 Tagen mit Fässern voll 
Wasser und mit Mehl und Zwieback und Rindern und Schafen, damit 
sie unterwegs zu essen und zu trinken hätten. Auch warb er Matrosen 
an und bat zwei Brüder, die tüchtige Seeleute waren, damit sie ihn 
begleiteten auf der Fahrt nach den goldreichen Ländern und Inseln.
	        
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