III. Die Reformation und der
Bauernkrieg.
Aus Luthers Jugendzeit.
1.
Da Luther ein kleiner Knabe war, hat er mit seinen Kameraden
die Geschenke gesammelt, wovon sie sich bei ihrem Studium erhalten
mußten. Als nun die Zeit kam, wo das Fest von der Geburt Christi
gefeiert wird, gingen sie auf den Dörfern von einem Hause zum andern
und sangen mit vier Stimmen die gewöhnlichen Lieder vom Kindlein Jesu,
zu Bethlehem geboren. Da geschah es, daß sie vor den Hof eines
Bauern kamen, der ganz allein am Ende des Dorfes gelegen war.
Und als sie der Bauer singen hörte, kam er heraus und fragte mit groben,
bäuerischen Worten, wer sie wären, und sagte: „Wo seid ihr, Buben?"
Und er brachte sogleich etliche Würste mit, die er ihnen geben wollte.
Sie aber erschraken vor dem Geschrei, daß sie alle miteinander wegliefen.
Da rief er ihnen nach und gab ihnen gute Worte, daß sie wieder zurück¬
kehrten und die Würste von ihm nahmen.
2.
In Magdeburg, wo der Knabe die Schule besuchte, befiel ihn eine
schwere Krankheit. Dabei kam ihn ein hart brennend Fieber an, welches
ihn heftig plagte. Als er nun großen Durst leiden mußte und man ihm
das Trinken während der Hitze entzogen hatte, begibt sich's einmal an
einem Freitag, daß jedermann nach dem Effen zur Predigt ging und sie
ihn im Hause ganz allein ließen. Als er sich nun des Durstes nicht
länger erwehren konnte, kriecht er auf Händen und Füßen abwärts in die
Küche und ergreift dort ein Gefäß mit frischem Wasser, trinkt dasselbe
mit großer Lust aus und macht sich also schwach aus Händen und Füßen
wieder in seine Kammer. Die hat er kaum erreichen können, ehe das
Volk wieder aus der Kirche kam. Auf den Trunk kam ihn ein schwerer
Schlaf an und das Fieber blieb hernach ganz aus.