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und sein Leben für seinen Glauben und Kaiser Ferdinand gewagt hat." 
Es hatten die Unseren entweder weiße Hemden über die Rüstung angetan 
oder weiße Taschentücher, Federn, Hauben, Papier oder sonst etwas Weißes 
auf die Hüte gesteckt oder an den Arm gebunden, um einander vor dem 
Feind zu erkennen. Sobald nun die Böhmen zu Prag dies sahen, warfen 
sie alsbald die blauen Feldzeichen des Pfalzgrafen weg und ließen ein 
weißes sehen. Das ist der Lauf der Welt, besonders bei dem gemeinen 
Manne, der nur auf das Glück sieht. 
Im Schloßhof wurden 8 beladene Wagen gefunden, worauf die 
besten Sachen des Königs standen. Die Wallonen, Welschen und Franzosen, 
denen man das Schloß preisgab, bekamen an Kleinodien, Silbergeschirr, 
seidenen und anderen teueren Gewändern, des Königs und seiner Gemahlin 
ganzer Kleiderkammer und was Kostbares darin war, etliche 100000 Gulden 
an Wert. Die Leibrosse aber präsentierten sie dem Herzog. Dieser ließ 
auch 2 große Kisten nehmen, alles von Silber und Gold, und führte sie 
mit sich nach München. Zwei Tage darauf hatten die englischen Gesandten 
beim Herzog Audienz und hielten bei ihm um die Unterpfalz an. Darauf 
gab ihnen der Herzog zur Antwort, das stehe nicht bei ihm, sondern beim 
Kaiser; doch wolle er wegen der Verwandtschaft das Beste tun. Begleitet 
von mehreren taufend Mann trat der Herzog die Heimreise an, während 
sein General Tilly noch einige Zeit in Prag zurückblieb. Umringt von 
fröhlichem Volke zog er in München ein. Durch die Reihen der Bürger¬ 
wehr, die in Waffen zu beiden Seiten der Straße stand, ritt er zur 
Frauenkirche, wo ihn der Bischof von Freising am Portal empfing und vom 
hohen Gewölbe die Gesänge widerhallten: „Tausende hat Saul erschlagen!" 
WaUensteins erste Absetzung. (i630.) 
Nachmittags um 3 Uhr zog der kaiserliche General Wallenstein durch 
das Niedergassentor in die Stadt Memmingen ein mit 6 Fürsten und 
180 Edelleuten. Er fuhr in einer Kutsche mit 6 weißen Schimmeln; 
20 Kutschen, 24 Bagagewagen und 2 Sänften folgten seinem Wagen. 
Eine Schar Reiter beschloß den Zug. Beim Einzug ging es still her. 
Kein Bürger durste auf der Gasse stehen vom Tor bis zum Hause des 
Grafen Fugger, wo der General seine Wohnung nahm. Dort hielt die 
Kutsche. Ein hoher hagerer Mann stieg aus, das Gesicht bleich, die 
rötlichen Haare kurz geschoren. Es war der Herzog. Langsam ging er 
ins Haus. Bei jedem Schritt sah er um sich mit finsteren Blicken.
	        
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