22
Vierzehnter Abschnitt.
die Russenleichen stellenweise nicht in Reihen bloß, sondern in Laufen
übereinander. And der erbarmungslose Nikolai ließ nicht nach,
sondern verlangte immer neue Sturmangriffe. Da waren also die
Russen am Südflügel und am Nordflügel gleich eifrig beschäftigt.
And da kam das Unheil in der Mitte.
Die beiden Generalstabschefs, Falkenhayn, der deutsche, und
Conrad von Äötzendorf, der österreichisch-ungarische, halten sich mit
großer Sorgfalt eine Stelle zum Durchbruch ausgesucht, und zwar
die Gegend der galizischen Stadt Krakau. Das hatte zwei große
Vorteile: Erstens gingen hier durch Schlesien zwei große Eisenbahn¬
linien und hart an der Grenze eine Unmenge Zweig- und Neben¬
bahnen. Wißt ihr aus der Erdkunde, warum?
Sch.: Weil es das Oberschlesische Industriegebiet ist. Da
müssen viel Bahnen sein, um die Kohlen fortzuschaffen.
Warum meint ihr, daß das hier gut war?
Sch.: Da konnte man schnell viele Soldaten heranschaffen.
Ja, das ist so schnell gegangen, daß tatsächlich die Russen
nichts davon gemerkt haben. Tag und Nacht fuhren die Züge
durch Schlesien, und die Leute haben sich schon gewundert und
allerlei gemunkelt. Aber ehe die Russen Wind davon kriegten,
waren alle Soldaten zur Stelle.
Und dieser Ort hatte einen zweiten Vorteil. An dieser Stelle
bog die Schlachtlinie (Skizze) aus der südlichen in die östliche Rich¬
tung um. Wenn man dort die feindliche Front durchbrach, kam
man gleichzeitig den im Süden stehenden Russen in die Flanke
(Karte).
Der Führer des neuen österreichisch-ungarisch-deutschen Riesen¬
heeres in Westgalizien war aber Mackensen. Bis dahin war er ja
ein Unterfeldherr von Äindenburg gewesen, jetzt aber hatte Deutsch¬
land und österreich-Ungarn so viele neue Soldaten an diese Stelle
geschickt, daß Äindenburg nicht mehr alles allein befehligen konnte.
Und da wurde Mackensen selbständiger Oberfeldherr über das deutsche
Dnrchbruchsheer. Dieses jbeer bestand aus zwei Teilen; mehr nördlich
eine österreichisch-ungarische, mehr südlich eine deutsche Armee, beide
unter Mackensens Oberbefehl.
Lei, das war so eine Aufgabe für den alten Totenkopfhusaren 1
Drauf I Am 2. Mai 1915, morgens 6 Uhr, war befohlen, daß die