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trat der Besiegte, der sofort als Gefangener abgeführt wurde. Die Sieger
aber drangen in das Schloß ein, plünderten jedes Zimmer aus und nahmen
alles, was sie nur fortbringen konnten, samt allem Vorrat an Getreide
mit hinweg.
In der Folgezeit erscholl in Ruppertsgrün noch oftmals der Schreckens-
ruf: „Die Schweden kommen, die Schweden kommen!" Von dem weiteren
Schicksal dieses Ortes geben uns die Schoppen und Richter zu Liebau uud
Ruppertsgrün in einem Berichte folgende traurige Kunde:
Im Januar 1640 ist der 83 jährige Pfarrer, Herr Alexander Laurentius,
welcher damals schwerkrank darnieder lag, von mehreren schwedischen Reitern
überfallen worden. Nachdem die Räuber alles Geld von ihm erpreßt
hatten, marterten sie den Greis auf die grausamste Weise zu Tode. Der
Wärterin, welche treu neben dem Krankenlager stand gehalten hatte, drehten
diese Unmenschen Arme und Finger hinterwärts, schlugen ihr mit Pistolen
ius Gesicht und schössen sie endlich nieder. Im Hause des Bäckers richteten
die Schweden ebenfalls ein großes Unglück an. Dort steckten sie mehrere
Hausleute in den Backofen, wo dieselben vor Qualm und Hitze umkamen.
Und noch viel andere unerhörte Grenelthaten sind verübt worden, die vor
großer Betrübnis und großem Herzeleid gar nicht erzählt werden können.
Als die Schweden von Ruppertsgrün abgezogen waren, marschierten
kaiserliche Truppen, von Plauen kommend, durch dieses Dörfchen. Aber
auch die Kaiserlichen brachten Unheil über Ruppertsgrün.
Es war am 15. April 1640 abends gegen 9 Uhr, als eine Anzahl
Reiter und Wagen die Dorfstraße entlang zog. Da es ziemlich finster ge-
wesen und der erste Wagen beim Hirtenhaus in der Mitte des Dorfes
sitzen geblieben war, schrieen die Soldaten nach Licht. Sofort wurden ihnen
im Dorfe Schleißen und Stroh zur Leuchte angesteckt. Trotzdem zündete
ein Reiter uoch eine Schütte Stroh an und legte sie an ein Bauernhaus,
um dasselbe in Brand zu stecken. Wie es aber nicht stracks brennen wollte,
warf er — in aller tausend Teufel Nameu — einen Feuerbrand auf das
Strohdach, und sofort stand das Haus in lichten Flammen. Die Feuer-
fuuken, die wirbelnd zum nächtlichen Himmel emporflogen, wurden vom
Wind auf die benachbarten Gebäude getragen, und bald lief das rote Feuer
„wie Katzen auf den Dächern" von Haus zu Haus. Neun Bauernhöfe, die
schöne Kirche mit ihren zwei Türmen und drei Glocken, sowie das herrliche
Schloß wurden vom Feuer ergriffen und waren nach wenigen Stunden ein-
geäschert. Zum Löschen fehlte es an Wasser; denn alle Röhrkästen und
Brunnen sind verschüttet gewesen.
21. Aer Pfarrer Wyrtäus in Kaufa,
ein treuer Prediger in schwerer Zeit.
In Pausa lebte zur Zeit des dreißigjährigen Krieges ein treuer Pre-
diger, der Pfarrer Christoph Pyrläus. Während des Pestjahres (1633),
in welchem er beinahe die Hälfte der Bewohner von Pausa hatte hinsterben
sehen, richtete er in evangelischer Treue an Hunderten sein Trostamt aus.
Und als darnach zu verschiedenen Malen die feindlichen Kriegsvölker über
das Städtchen Pausa herfielen, da stand Pyrläus als treuer Hirte bei seiner