Die deutsche Reformation.
115
16. Die deutsche Reformation.*)
A. Wie Luther der große Reformator wurde.
Ziel: Warum wir das Reformatio nsfe st feier n.
I. Vorbereitung.
Wann das Reformationsfest gefeiert wird. Wie wir es feiern a) in der
Kirche, b) in der Schule. Zusammenfassung dessen, was die Kinder von
Luther bereits wissen. — Wir beantworten nun genauer folgende Fragen:
Wer war Luther? Was hat er so Großes vollbracht, daß wir ihm zu
Ehren alljährlich das Reformationsfest feiern?
II. Darbietung.
1. a) Es war irrt Jahre 1517. Dr. Martin Luther war Mönch und
Prediger in Wittenberg. Er war ein sehr gewissenhafter Seelsorger und
hielt die Leute an, die begangenen Sünden aufrichtig zu beichten und in¬
ständig Buße zu tun. Sie ehrten und liebten ihren Beichtvater und folgten
willig und gern seinen Mahnungen. Eines Tages aber versetzten sie ihn in
tiefste Betrübnis. Sie beichteten wohl, versprachen aber keine rechte Buße
und Besserung und ließen sich hören, daß sie von Wucherei, unrechtem Gut
und dergleichen nicht ablassen wollten. Da wollte sie. Doktor Luther nicht
freisprechen.
Warum weigerten sie sich, Buße zu tun?
Der Papst in Rom wollte den Bau der Peterskirche vollenden. Doch
dazu war viel Geld nötig. Um das zu erlangen, hatte er in alle christliche
Länder Ablaßhändler geschickt. Johannes Tezel von Pirna zog mit den Ab¬
laßbriefen in Deutschland umher. Er betrieb den Handel mehrere Jahre.
Er betörte das Volk so sehr, daß sie alle glaubten, es gäbe keinen anderen
Weg, Vergebung der Sünden und das ewige Leben zu erlangen, als wenn
man sich für Geld des Papstes Ablaßbriefe kaufe. In feinen Predigten
sagte er, es wäre nicht zu hoffen, daß, solange die Welt stehen würde,
solche Mildtätigkeit des Papstes wiederkäme. Darum solle ja jeder jetzt an
seine Seligkeit denken; denn wer die Briefe des Papstes nicht kaufe, der
könne Dort seinen vielen Sünden durch keinen Menschen freigesprochen werden.
An die Türen und Mauern der Kirchen wurden gedruckte Briefe ange¬
schlagen, darinnen gebeten war, daß man, um dem deutschen Volke für seine
Andacht ein Zeichen von Dank zu geben, hinfort die Ablaßbriefe nicht mehr
so teuer wie im Anfange verkaufen sollte, und am Ende der Briefe stand
geschrieben, den Armen und Unvermögenden solle man die Ablaßbriefe um¬
sonst geben, ohne Geld, um Gottes willen. Als nun ein Mönch, Myconius,
zu Tezel kam und einen Ablaßbrief umsonst begehrte, da wurde er abgewiesen.
T^zel meinte, er wolle ja gern seine Bitte gewähren, aber er könne nicht;
wenn er gleich wolle, so wäre doch dieses Zugeständnis nicht gültig und ohne
Kraft; denn in des Papstes Brief stehe, daß diejenigen der Verdienste Christi ge-
*) Bezold, Geschichte der deutschen Reformation. — Hausrath, Luthers Leben. —
Stanke, Zeitalter der Reformation. — A. Richter, Quellenbuch. — Derselbe, Geschichts-
n Ts* 7c unb &afe' Lehr- und Lesebuch für den Geschichts-Unterricht. — Rüde,