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in Antwerpen, von wo Oranien nach Brüssel hatte reisen müssen, fielen die
Rasenden über die Hanptkirche her, durchstachen ein wunderthätiges Marien¬
bild, zerstörten die herrliche Orgel, zerstreuten die Hostien auf die Erde und
traten sie mit Füßen, ja sie stiegen selbst in die Gewölbe hinab und warfen
die halbverweseten Leichen umher. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß
dies Alles nur vom gemeinsten Pöbel verübt wurde, der überall zum Bös¬
thun aufgelegt ist; aber es zeigte, wie aufgeregt die Gemüther waren.
Margaretha war in der allergrößten Verlegenheit. Schon waren die
Bilderstürmer auch nach Brüssel im Anzüge. Im ersten Augenblicke wollte
sie entfliehen, aber ihre Räthe redeten ihr zu, zu bleiben, lieber den Um¬
ständen nachzugeben und mit dem Adel einen Vergleich zu schließen. Das
that sie; sie bewilligte den Geusen Alles und diese dagegen machten sich
anheischig, die Bilderstürmerei zu unterdrücken. Zwar hielt es hier und
da sehr schwer; aber es gelang doch, und besonders zeigten sich Oranien,
Egmont und Hoorne ausnehmend thätig dabei, so daß sie dadurch allein
schon den Dank Philipp's verdient hätten. Aber der König traute ihnen
nicht und glaubte gar, daß sie insgeheim die Geusen sowohl als die Bil¬
derstürmer unterstützt hätten, was doch gewiß nicht der Fall war. Er
hatte ihnen den Untergang geschworen; darum that er recht freundlich mit
ihnen, besonders mit Oranien, dessen Rath er sich sogar ansbat. Aber je
gnädiger Philipp war, desto mehr mußte man sich vor seinen Tücken hüten,
und Oranien wußte durch seine Spione sehr gut, wie er bei Hofe ange¬
schrieben stand. Auch Margaretha meinte es nicht gut; sobald die ange¬
worbenen Soldaten angekommen waren, nahm sie eine ganz andere Sprache
an. Sie habe, sagte sie, zwar erlaubt, daß die Evangelischen Predigten
halten dürften, aber die evangelischen Taufen, Trauungen und Abendmahls¬
feier seien nicht erlaubt; unter allerlei Vorwand ließ sie die Versammlungen
zerstören und einige Prediger selbst aufhenken. Daher war es kein Wunder,
wenn die Geusen auch Truppen warben, und es hie und da zu offenbaren
Widersetzlichkeiten kam. Oranien begünstigte diese Bewegungen insgeheim,
weil er wohl sah, daß es auf die Unterdrückung seines Vaterlandes abge¬
sehen war. Aber was half aller guter Wille der Geusen, da kein rechter
Zusammenhang unter ihnen war. Margaretha ließ ähre Soldaten mar-
schiren und die Truppen der Geusen wurden zum Schrecken der Kalvinisten
zusammengehauen.
Endlich fiel Margaretha auf ein Mittel, wodurch sie ihre Freunde von
ihren heimlichen Feinden unterscheiden könnte und die letzteren zwänge, sich
bestimmt zu erklären. Sie verlangte von den Häuptern des Adels einen
Eid, daß sie den katholischen Glauben befördern, die Bilderstürmer ver¬
folgen und Ketzerei aller Art nach besten Kräften ausrotten wollten. Viele
leisteten ihn, auch Egmont, der sich durch die Gnade des Königs ganz
sicher hatte machen lassen. Hoorne verweigerte ihn, weil er, wie er sagte,
still auf feinen Gütern lebte und also mit der Regierung nichts mehr zu
thun hätte. Brederode legte alle seine Aemter nieder, um keinen Meineid
zu schwören, und Oranien entschloß sich, sein Vaterland zu verlassen, um