Full text: Von der deutschen Vorzeit bis zur Reformation (Teil 1)

Die alten Deutschen. 
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klagten überzeugt, dann schlugen sie mit ihren Waffen klirrend auf die Schilde. 
Erkannten sie den Angeklagten für schuldig, so warfen sie ihre Waffen auf die 
Erde und erhoben eine mißfälliges Murmeln. Wer eines Diebstahls oder eines 
ähnlichen Vergehens für schuldig erkannt wurde, dem wurde als Strafe eine 
Buße auferlegt; sie wurde gewöhnlich in Vieh gezahlt. Hatte jemand ein schweres 
Verbrechen, z. B. Heiligtumsschändung, Landesverrat, Körperverletzung oder 
Totschlag begangen, so wurde über ihn die Todesstrafe verhängt. Er wurde 
entweder gehenkt oder verbrannt oder gerädert oder in einem Sumpfe versenkt. 
Oft wurden die Verbrecher auch von Haus und Hof verjagt und ins Ausland 
verbannt, wo sie als Verfolgte ein kümmerliches Leben führen mußten. Wenn 
die Schuld oder Unschuld nicht erwiesen werden konnte, dann wurde das Gottes¬ 
urteil angewandt. Kläger und Beklagter mußten miteinander kämpfen. Der 
Besiegte galt als schuldig. Oft ließ man die Schuld auslosen. Wer von den 
beiden das kurze Los zog, wurde bestraft. Über manchen Mörder wurde die 
Blutrache verhängt. Die Verwandten des Ermordeten hatten dann das Recht, 
den Mörder zu töteu. Aber selbst von der Todesstrafe konnte sich der Germane 
befreien, indem er an die Anverwandten des Ermordeten ein Mann- oder 
Wergeld zahlte. 
Zur Vertiefung. 
Warum suchten die Germanen unentschiedeneFälle 
durch das Gottesurteil aufzuklären? (Sie glaubten, Gott 
schütze den Unschuldigen, und so würde sich die Wahrheit schon herausstellen.) 
Wie ist darüber zu urteilen? 
Von wem wurde die Gerichtsbarkeit ausgeübt? 
(Das Volk richtete sich selbst.) 
Warum ist die alte germanische Rechtspflege heute 
nicht mehr möglich? 
Überschrift? 
Zusammenfassung: Wie die alten Teutschen selbst für Recht und Ordnung 
sorgten. 
Land und Leben unserer Vorfahren haben wir nun schon ganz genau 
kennen gelernt. Wir haben auch schon einen Einblick in ihr Seelenleben gewonnen. 
Dies möchten wir nun noch genauer erforschen. Darum beantworten wir jetzt 
die Frage: 
Wie dachte n die alten Germanen über den lieben 
Gott? (Vgl. zu diesem Abschnitt: Alb. Richter, Geschichtsbilder. S. 8 f.) 
4. a) Sie kannten ihn noch nicht. Sie waren Heiden und verehrten Götter 
und Göttinnen. Aber sie erbauten ihnen keine Tempel und machten sich auch 
keine Götzenbilder. Sie hielten ihre Gottesdienste in heiligen Hainen unter 
hohen Eichen ab; denn „sie halten es der Hoheit der Himmlischen nicht für an¬ 
gemessen, sie in Wände einzuschließen." Wie es keine Gotteshäuser gab, so hatte 
man auch keinen Priesterstand. Jeder Freie war der Priester seines Dauses. 
Ein mächtiger Felsblock im Walde war der Altar. Hier brachten die Germanen 
ihren Göttern Opfer dar, vor allem Feldfrüchte, Rinder, Pferde, Schafe und 
Federvieh. In der ältesten Zeit wurden zuweilen Menschen geopfert, aber man 
nahm dazu nur die Kriegsgefangenen. Von den Opfertieren wurden gewöhnlich 
nur die Eingeweide auf dem Altare verbrannt. Das übrige Fleisch wurde am 
Spieß gebraten und von den am Opfer Teilnehmenden verzehrt. Der Opfer¬ 
mahlzeit folgten Spiel und Tanz.
	        
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