Die Reformation. 333
Überschrift: Luther und Zwingli.
5. Die Streitigkeiten zwischen den katholischen und den evangelischen
Orten aber nahmen ihren Fortgang. Tie evangelischen Eidgenossen sperrten
den katholischen Orten die Zufuhr an Korn, Salz und Eisen. Diese Maßregel
erbitterte die Bewohner der fünf Orte nur noch mehr, und sie erklärten den Krieg.
In Stärke von 8000 Mann zogen sie in das Züricher Gebiet. Die evangelischen
konnten ihnen nur eine viel kleinere Macht entgegenstellen (1200 Mann); Zwingli
war als Feldprediger mit ausgezogen. Der erste Zusammenstoß erfolgte bei
Kappel. Das kleine Heer der Züricher vermochte nicht standzuhalten. Die meisten
ergriffen die Flucht. Da feuerte sie Zwingli an: „Biderbe Leute seid tröstlich und
fürchtet euch nicht! Müssen wir auch viel leiden, so ist die Sache gut. Befehlt
euch Gott! Der kann nnfer und der Unseren pflegen. Gott walt/s!" Aber
auch er sah sich schließlich gezwungen, den Fliehenden zu folgen. Da brachen
die Feinde ein. Viele Züricher fanden den Tod. Zwingli wurde durch einen
Schlag auf den Kopf zu Boden geworfen. Ein feindlicher Hauptmann stach
ihm sein Schwert in den Rücken. Am nächsten Tage wurde Zwinglis Leiche
von den Feinden aufgefunden und verbrannt.
Groß war die Trauer der Stadt Zürich, als sie die Kunde der Niederlage
des Heeres und des Untergangs des Reformators erreichte. Ant größten war
der Schmerz im Hause Zwinglis: Seine Gattin hatte in der Schlacht, an dem¬
selben Tage, ihren Gatten, einen Sohn, ferner Bruder, Schwager und Schwieger¬
sohn verloren. Die Vereinsamte fand Aufnahme bei dem Nachfolger Zwinglis.
Sie hielt treu an ihrem Glauben fest und suchte und fand in ihm Trost in ihrem
großen Leide:
„Komm du, o Buch, du warst fein Hort,
fein Trost in allem Übel.
Ward er verfolgt durch Tat und Wort,
so griff er nach der Bibel.
Fand Hilf bei ihr.
Herr, zeig' auch mir
die Hilf in Jesu Namen!
Gib Mut und Stärk zum schweren Werk
dem schwachen Weibe! Amen!"
Der Fortgang der Schweizer Reformation aber war durch den unglücklichen
Krieg nicht mehr aufzuhalten. Im Jahre 1532, in welchem den Evange¬
lischen in Deutschland das Recht freier Religionsübung bis zu einem Konzil
auf deutschem Boden gewährt wurde, schlossen sich auch die Anhänger der evan¬
gelischen Lehre in Frankreich der reformierten .Kirche an.
Überschrift: Zwinglis Ende.
Übersicht.
1. Die Entstehung der Schweizer Eidgenossenschaft.
2. Die Zustände in der Schweiz im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts.
3. Zwingli, der Reformator der Schweiz.
4. Luther und Zwingli.
5. Zwinglis Ende.
Verknüpfung.
a) Zwinglis Lebensgang und Reformations-
t ä t i g l e i t.