88
Luxemburgische Kaiser.
der Kaiser ging ihnen dabei mit eignem Beispiel voran. Kurz, die Unab¬
hängigkeit der kleinen Reichsglieder war schwer bedroht. Darum schlossen
sich diese nun desto fester aneinander. Die Städte vergrößerten ihre
Bünde unter sich oder errichteten neue zum Schutze gegen die um
lief).greifende fürstliche Landeshoheit. So taten besonders die Städte
in Schwaben und Franken, am Rhein und in der Wetterau.
Zu gleichem Zwecke schloß auch die Ritterschaft Vereine. Aber wie*
N)of)l der Adel für feine eigene Unabhängigkeit gegen die Fürsten kämpfte,
so wollte er doch die der Städte nicht aufkommen lassen, und so hatten
diese eine doppelt schwierige Stellung. Um so mehr lernten sie
den Wert der Einigkeit schätzen, um so aufmerksamer wachten sie, daß
die Freiheit in ihren Gemeinwesen gesund blieb, um so rühmlicher
waren ihr Selbstvertrauen und ihre Ausdauer. Dies war besonders
in Schwaben der Fall. Dort strebte Graf Eberhard III. von
Württemberg, zubenannt „der Greiner" (d. H. der Zänker) oder „der
Rauschebart", über die Reichsstädte wie über den Adel Landeshoheit
zu gewinnen. Da entstanden gegen ihn mehrere Bünde des Adels;
einer hieß der der „Schlegler", an deren Spitze stand der Graf Wolf
von Wunnenstein, genannt der gleißende Wolf; ein anderer der der
„Martinsvögel", beide in Riederfchwaben. $n Oberfchroabeit bestanden
bie Adelsbünde „vom Schwert" und „von der Krone" wider die Städte.
Eberhard der Greiner kam durch den Adel in harte Bedrängnis; die
Städte, im Zwist mit dem Adel, boten ihm ihren Beistand an. Er aber
machte bann mit dem Adel gemeinsame Sache wider sie. Die Bürger
wurden (1372) bei Ulm besiegt; boch ihr Selbstvertrauen verließ sie
nicht, unb sie hielten nur um so fester zusammen.
Um alle biese Verhältnisse kümmerte sich Kaiser Karl IV. nur so
weit, als er baraus Vorteil für fein Haus ziehen konnte. Je nach
bem augenblicklichen Nutzen begünstigte er balb bie ©täbte, balb
ihre Wiberfacher. Seine schlaue Staatskunft ließ ihn alle Zustänbe
im Reich zugunsten Luxemburgs ausbeuten, unb langsam, aber sicher
eueichte bet kluge Mann feine Zwecke. Am meisten gelang ihm
dies auf Kosten bes Hauses Wittelsbach. Dieses sank von ber Höhe,
3U welcher Kaiser Lubwig ber Bayer es emporgebracht hatte, herab
unb zwar größtenteils burch eigene Schulb, welche Karl IV. klug
ZU benutzen verstaub. Er begünstigte bie pfälzische Linie Wittelsbach,
welche von ber bayerischen getrennt war. So fanb er wenig Wiber-
Itanb, als er biefer uneinigen Familie bie erste unb wichtigste Erwerbung
Lubwigs bes Bayern, nämlich Branbenburg, entwanb (vgl. S. 100).
Die Blüte der Hansa. Währenb bie sübbeutschen ©täbte fest
verbunben für ihre bürgerliche Freiheit stritten unb bie Angriffe