Full text: Geschichte für die Mittelstufe (Nr. 12)

Geschichte. 
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die Erlaubnis des Kaisers. Anfangs wollte dieser nichts davon wissen; denn 
er fürchtete, Brandenburg könnte zu mächtig werden. Nach langen Verhand¬ 
lungen willigte er aber ein. Friedrich durfte sich zum Könige in Preußeu krönen 
lassen. Er mußte jedoch versprechen, dem Kaiser im Krieae gegen seine Feinde 
beizustehen. 
2. Die Krönungsseierlichkeiten. 
a) Die Vorbereitungen dazu. Die Krönung sollte in Königsberg mit 
großer Pracht gefeiert werden. Mitten im Winter brach der König mit seiner 
Gemahlin von Berlin auf. Sein Sohn und viele Begleiter zogen mit ihm. 
Zum Krönungstage war der 18. Januar 1701 bestimmt. Am Morgen dieses 
Tages wurde in allen Kirchen der Stadt ein feierlicher Gottesdienst gehalten. 
Der König setzte sich im Schlosse selbst die Krone aufs Haupt. Dann ging er 
zur Königin und schmückte sie gleichfalls mit der Krone. 
b) Der Krönungszug. Um 10 Uhr riefen die Glocken des Schloßturmes 
zur Krönungsfeier. Der Weg von den königlichen Gemächern nach der Kirche 
führte über den Schloßhof und war mit rötern Tuch belegt. In dem prächtigen 
Krönungszuge ging der König unter einem Thronhimmel, der von Edelleuten 
getragen wurde. Sein Mantel aus rotem Samt war mit glänzenden Edel¬ 
steinen geziert. Auch die Königin schritt unter einem Thronhimmel einher und 
trug einen reich geschmückten Krönungsmantel. Ihr Kleid war aus kostbarem 
Stoff gefertigt und mit vielen Perlen und Diamanten verziert. 
c) Die Krönung. Als das Königspaar in die Kirche trat, wurde es von 
hohen Geistlichen feierlich begrüßt. Vor dem Altar waren zwei Throne errichtet, 
auf denen der König und die Königin Platz nahmen. Nach der Predigt nahm 
der König seine Krone vom Haupte, legte sie auf ein Kissen und empfing die 
Salbung. Nachdem auch die Königin gesalbt war, ries das Volk: „Glück zu dem 
Könige! Glück zu der Königin!" Darauf empfing das Königspaar den Segen. 
Unter dem Jubel der Menge und dem Donner der Kanonen bewegte sich der 
Krönuugszug wieder nach den königlichen Gemächern zurück. 
d) Volksbelustigungen. Das rote Tuch auf dem Scbloßhofe wurde dem 
Volke überlassen. Zum Andenken an den Krönungstag hatte der König goldene 
und silberne Münzen prägen lassen. Von diesen ließ er nun eine große Menge 
unter die Leute werfen. Hinter dem Schlosse floß aus den Schnäbeln zweier 
Adler weißer und roter Weiu, den das Volk trinken durfte. Ein gebratener 
Ochse, der mit gebratenen Lämmern, Hasen und Gänsen gefüllt war, wurde zur 
Speise gegeben. Die vornehmen Gäste versammelte der König zu einem reichen 
Festmahle im großen Saale des Schlosses. Am Abend bewegte sich ein glänzen¬ 
der Festzug durch die Straßen der Stadt. Zur dauernden Erinnerung an die 
Krönung stiftete der König den Schwarzen Adlerorden mit der Inschrift: „Jedem 
das Seine." Auch gründete er in Königsberg das Königliche Waisenhaus, in 
dem bis auf den heutigen Tag arme Waisenkinder erzogen werden. Friedrich 
nannte sich als König Friedrich I.
	        
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