Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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kirchlichen Einrichtungen, dem Besitzstände und den Standesunterschieden. 
Da ihre Bestrebungen sich ohne gewaltsamen Umsturz schwerlich ver¬ 
wirklichen lassen, so sind sie eine große Gefahr für Staat und Gesellschaft. 
Zwei Anhänger jener Partei, der verkommene Klempnergeselle Hödel 
1878 und ein vr. Nobiling, legten sogar im Frühling 1878 die freche Hand 
an das geheiligte Haupt des geliebten greisen Kaisers Wilhelm. Gott 
aber schützte den edlen Monarchen vor den Kugeln des ersten und ließ 
ihn von den Schrotschüssen des zweiten Meuchelmörders genesen. Das 
Haupt Hödels ist unter dem Beil des Scharfrichters gefallen, Nobiling 
an den Wunden von seinen eigenen Schüssen gestorben. Auch das 
entsetzliche Bubenstück einer staatsfeindlichen Bande, welche den Kaiser 
nebst den ihn begleitenden Fürsten bei der Einweihung des National- 
denkmals auf dem Niederwalde am Rhein (28. September 1883) 
mittels Dynamit in die Luft sprengen wollte, ist durch Gottes Hand 
glücklicherweise vereitelt worden. 
Ebenso wurden auf die Könige von Italien und Spanien wie 
auf den Kaiser von Rußland von Umsturzmännern Mordversuche unter¬ 
nommen. In Rußland bildeten die Umstürzler die mächtige und thätige 
Partei der „Nihilisten". Sie glauben nichts, hoffen nichts und wollen 
alle bestehenden Einrichtungen zertrümmern. Nach fünf Mordversuchen 
ist es dieser teuflischen Partei gelungen, den edlen Kaiser Alexander II., 
der die Leibeigenschaft der Bauern aufhob, durch eine ihm vor die Füße 
geschleuderte Bombe am 13. März 1881 zu töten. — In Nordamerika 
wurde der edle Präsident Garfield durch die Kugel eines Meuchel¬ 
mörders getötet, in Frankreich der Präsident Carnot 1894, in Genf 
1898 die edle Kaiserin Elisabeth von Österreich von einem 
„Anarchisten", d. i. einem Feinde jeder staatlichen Ordnung, erdolcht. 
9. Der väterliche Freund des „armen Mannes". Um gewisse 
Mißstände im Volks- und Erwerbsleben zu bekämpfen und den Notstand 
des „armen Mannes" zu beseitigen, veranlaßte Kaiser Wilhelm I. 
die Gesetzgebung zum Schutze der Arbeiter. Schon mancherlei 
wohlthätige Einrichtungen sind getroffen, die das Los der Arbeiter¬ 
massen wesentlich verbessern. Dahin gehören die Arbeiter-Kranken¬ 
kassen, die Unfallversicherungen und das unter Wilhelm II. zu¬ 
stande gekommene und seit 1. Januar 1891 in Kraft befindliche Gesetz 
über Alters- und Jnvalidenversorgung, durch welches den alters¬ 
schwachen oder dienstunfähig gewordenen Arbeitern eine kleine Rente 
gesichert wird. Staatliche Fabrikinspektoren wachen darüber, daß 
Gesundheit und Wohl der Arbeiter nicht gefährdet werden. Einigungs¬ 
ämter schlichten die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeit¬ 
nehmern. Kinder- und Frauenarbeit sind eingeschränkt. Das 
Genossenschaftswesen in verschiedenen Vereinen zur Selbsthilfe wird 
gefördert. Die Wilhelmsspende, welche das deutsche Volk aus Dank 
und Freude über die Rettung des Kaisers aus Mörderhand sammelte, 
wird zur Altersversorgung für Arbeiter verwandt. Es war eins 
der denkwürdigsten Ereignisse für die Gestaltung der wirtschaftlichen Ver¬ 
hältnisse in Deutschland und der ganzen Welt, als Kaiser Wilhelm durch
	        
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