Full text: Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses

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schmalkaldischen Krieges mit dem völligen Untergang bedroht schien, 
durch Gottes Gnade siegreich und gekräftigt daraus hervor. Nach 
dem Aussterben der Burggrafen hätten die Herren Reuß Anspruch 
auf die burggräfliche und damit reichsfürstliche Würde gehabt, da sie 
von den Kaisern Friedrich III. und Maximilian I. in die erbliche 
Lehnsfolge aufgenommen waren. Aber sie unterließen es unter den 
damaligen Umständen, diesen Anspruch geltend zu machen. 
Die drei Brüder teilten das Land unter sich; von zweien der¬ 
selben, Scinritf) dem Älteren und Heinrich dem 3iingrrrn, stammen die 
beiden noch jetzt blühenden Linien des Reußischen Hauses, die ältere 
und die jüngere kinie. — Ein Verdienst der Brüder um ihr Land 
sei zuletzt noch erwähnt. In jener Zeit herrschten heftige Glaubens¬ 
streitigkeiten in der lutherischen Kirche. Um bett kirchlichen Frieden 
in ihrem Lande wiederherzustellen, ließen sie im Jahre 1567 die sog. 
reutzische Konfeslionsschrifl verfassen, welche alle Geistlichen unterschreiben 
mußten. Diese blieb auch später neben den allgemeinen Bekenntnis¬ 
schriften der lutherischen Kirche ein besonderes Bekenntnis der reußischen 
Lande. 
7. Keinrich VostHmnus. 
Unter den Regenten der jüngeren Linie ist der berühmteste 
Heinrich poüljumus, der Sohn Heinrichs des Jüngeren, des Stifters 
der jüngeren Linie. Er wurde erst zwei Monate nach dem Tode 
seines Vaters, am 10. Juni 1572, zu Gera geboren und erhielt da¬ 
von den Namen Posthumus d. i. der Nachgeborene. Unter der 
Vormundschaft seiner vortrefflichen Mutter Dorothea, einer geborenen 
Gräfin Solms, erhielt er eine fromme und sorgfältige Erziehung. 
2n allen ritterlichen Leibesübungen erwarb er sich eine große Ge¬ 
schicklichkeit. Aufgeweckten und lebhaften Geistes machte er auch in 
feiner geistigen Ausbildung tüchtige Fortschritte, so daß er sich nach¬ 
mals durch seine Gelehrsamkeit vor seinen Standesgenossen auszeich¬ 
nete und zeitlebens eine ungewöhnliche Liebe zu den Wissenschaf¬ 
ten bewahrte. Unter Führung seines Lehrers, des späteren Superin¬ 
tendenten Friedrich Glaser, besuchte er die Universitäten Jena und 
Straßburg. Er war schon damals ein frommer Jüngling, der 
sich von dem rohen und sittenlosen Treiben, wie es dort vielfach 
herrschte, fernhielt und die Predigten, die er sonntäglich hörte, aufzu¬ 
schreiben pflegte. Er hat diese Übung der Gottseligkeit nachmals 
seinen Kindern als Andenken hinterlassen. Seinem Lehrer bewies 
er bis an sein Ende eine große Anhänglichkeit und Verehrung. 
Erst nach dem Tode seiner frommen Mutter, welche am 18. 
September 1595 starb, übernahm er die Negierung und waltete dann 
vierzig Jahre segensreich über seinem Lande. Mit großem Eifer 
widmete er sich den Regierungsgeschäften, nur darauf bedacht, das
	        
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