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namens Mandane. Von ihr träumte er, daß aus ihrem Schoße ein
Weinstock wüchse, der ganz Asien überschattete. Da ließ er die Traum¬
deuter kommen und erzählte ihnen den wundersamen Traum. Sie
sprachen, daß ein Sohn der Mandane ganz Asien (und also auch Medien)
unterwerfen werde. Um dies zu verhindern, gab er seine Tochter Man¬
dane dem Persersürsten Kambyses, denn er dachte, daß einem Perser
solche Waffentaten nicht gelingen könnten. Als Mandane einen Sohn
bekam, befahl er seinem Minister Harpagus, diesen umzubringen. Aber
Harpagus übergab Cyrus einem Hirten, damit er ihn aussetze. Weil
aber sein eignes Kind eben gestorben war, setzte der Hirt das tote aus
und behielt das fremde. So wuchs Cyrus als Hirtenknabe auf. Einst
ernannten die Knaben des Dorfes Cyrus zu ihrem Spielkönige. Als
ihm der Sohn eines vornehmen Meders nicht gehorchte, peitschte er ihn
tüchtig. Deshalb verklagte dessen Vater den Cyrus bei Astyages. Furcht¬
los sagte Cyrus zum Könige: „Ich war zum König ausgerufen. Da er
mir nicht gehorchte, strafte ich ihn. Habe ich unrecht gehandelt, wohlan,
ich stehe hier!" Der Mut und die kluge Antwort des Knaben fielen dem
König Astyages auf. Deshalb forschte er nach der Herkunft des Knaben
und erfuhr bald, daß es sein Enkel war. Betroffen ließ er die Traum¬
deuter kommen. Sie beruhigten deu besorgten König, denn der Traum
sei schon dadurch erfüllt, daß Cyrus im "(Spiele König gewesen sei.
Astyages nahm nun den Knaben zu sich, rächte sich aber furchtbar an
Harpagus. Er ließ das Söhuchen des Harpagus töten und setzte dem
nichts ahnenden Vater das gebratene Fleisch vor. Nach dem Essen zeigte
er Harpagus den Kops und sagte: „So straft der König den Ungehorsam
seiner Diener".
Cyrus blieb bei seinen Eltern in Persien. Eines Tages erhielt er von
Harpagus, seinem Lebensretter, einen Hasen zum Geschenk. Als Cyrus
den Hasen aufschnitt, faud er einen Brief; darin forderte er den Cyrus
auf, Astyages vom Throne zu stoßen. Cyrus ging auf den Plan ein und
ließ die Perser zuerst einen Tag hart arbeiten, indem sie einen Acker von
Dornen und Disteln reinigen mußten. Am nächsten Tage lud er sie zu
fröhlichem Mahle. Dann fragte er sie: „Welcher Tag hat euch am besten
gefallen?" Wie aus einem Munde antworteten sie: „der heutige". Darauf
entgegnete er ihnen: „Solche Festtage sollt ihr oft haben, wenn ihr mir
helft, das Joch der Meder abzuschütteln". Kampfesmutig zogen die
Perser unter Cyrus gegen die Meder. Astyages sandte ihnen ein Heer
unter Harpagus entgegen. Dieser ging aber zu Cyrus über. Astyages
ward gefangen genommen und entthront, aber milde behandelt. So
war Cyrus Herrscher über Persien und Medien.
b) ©eine glücklich ert Kriege. Als Cyrus (grch. Kyros,
pers. Kurusch, bibl. Koresch) König von Persien und Medien geworden
war, verbanden sich drei Könige gegen ihn, nämlich die Herrscher von
Babylonien, Ägypten und Lydien. Der König von Lydien in Westkleinasien