— 71 —
Mißgunst und Selbstsucht führten sie ihren Untergang herbei. Der
Peloponnesische Krieg zerrüttete Griechenlands Macht in hohem Maße.
Nach ihm besaß Sparta die Oberherrschaft. Es geriet aber bald mit
Theben um die Vorherrschaft in blutigen Streit. Die Spartaner waren
zu herrschsüchtig und drückten die Bundesgenossen härter als die Athener.
Es kam zu einem Kriege Spartas mit Persien, worin viele Griechen zu
Persien hielten. Sparta unterlag uud mußte 387 Frieden schließen.
Dadurch wurden alle Bündnisse aufgehoben und jede Stadt für völlig
selbständig erklärt. Die kleinasiatischen Griechen aber erkannten die
persische Oberhoheit wieder an. Kurze Zeit darauf überfiel Sparta
Thebeu, besetzte die Burg und vertrieb die Volkspartei und gebot nun rück¬
sichtslos. Epaminondas und Pelopidas aber befreiten Theben wieder
nnd vertrieben die Spartaner (379). Ein Jahrzehnt lang herrschte Theben.
371 rückten die Spartaner gegen Theben aus. Bei Leuktra kam es
zur Schlacht. Epaminondas gewann sie und rettete dadurch seine Vater¬
stadt. Dann wiegelte er die Messenier auf, aber Sparta selbst konnte er
nicht bezwingen. 362 gewann er zwar bei M a n t i n e a noch einen
Sieg über die Spartaner, aber er bezahlte ihn mit dem Leben. Nun
zerfiel auch Thebens Macht. Sparta hatte furchtbar gelitten. Die
stolzen Spartaner mußten selbst ihre Felder bebauen und zur Abwehr
der Feinde Söldner halten. Auf 1500 Mann war ihre Zahl hinabgesunken.
Das griechische Mutterland hatte seine Kraft in endlosen Bruderzwisten
und Parteikämpfen aufgerieben. Es war reif, die Beute eines fremden
Eroberers zu werden.
6. Philipp von Mazedonien, der Totengräber der griechischen
Freiheit.
Im Norden Griechenlands, in Mazedonien, lebte ein griechischer
Stamm, der bis dahin noch wenig Kultur angenommen hatte. Es gab
fajFgar keine Städte in dem rauhen Lande, das allein auf die Landwirt¬
schaft angewiesen war. Der Adel war kriegerisch und das Königtum
stark. Lange hatten die Mazedonier unter fremder Herrschaft gelitten.
Der Thronerbe Philipp war als Geisel bei den Thebanern gewesen und
hatte dort die Kriegs- und Regierungskunst des Epaminondas gelernt. Als
Philipp den Thron bestiegen hatte, bildete er das Heerwesen aus und
schuf eine neue Schlachtordnung. Sechzehn Mann standen hintereinander,
und jeder trug eine 5 m lange Stoßlanze unb ein kurzes Schwert. Diese
Phalanx konnte eine furchtbare Stoßkraft ausüben und jeden Gegner
niederrennen; denn nirgend war ihr beizukommen. Überall zeigte sich
eine Hechel langer Spieße. Dazu ward sie von Reitern, Bogenschützen
und leichtbewaffnetem Fußvolk unterstützt. Da Philipp die Bergwerke
seines Landes ausbeuten ließ, fehlte es ihm nicht an Gold. Wo die
Wehrmacht nicht ausreichte, wandte er Bestechung an. „Jede Festung
kann von einem goldbeladenen Esel eingenommen werden", pflegte er