Full text: Schaumburgische Geschichte

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Hermann sei ein treuer Freund der Römer, aber er irrte sich, 
Hermann fand keinen Gefallen am römischen Wesen. 
In der Zeit nun, da Varus die Cherusker knechtete, kehrte 
Hermann in sein Vaterland zurück. Mit glühendem Haß im Her¬ 
zen sah er die Schmach seines Volkes und beschloß, dessen Retter zu 
werden. In der Stille schickte er, ohne daß Varus etwas merkte, 
Boten an die Angrivarier, Brukterer und die Chatten und verab¬ 
redete mit deren Fürsten, das Vaterland von den Römern zu be¬ 
freien. Sie lockten Varus aus seinem Lager an der Weser in den 
Teutoburger Wald und vernichteten das römische Heer in einer 
dreitägigen Schlacht (im Jahre 9 n. Chr.). Als Varus sah, daß 
alles verloren war, stürzte er sich in sein Schwert. 
f Hermann und Flavins. Sieben Jahre nach diesem 
glänzenden Siege kam noch einmal ein römisches Heer unter dem 
Feldherrn Germanikus in das Wesertal. Wieder rief Hermann 
sein Volk zur Wehr gegen den alten Feind. Im Heere der Rö¬ 
mer befand sich auch Flavius. Der hielt es für eine Ehre, bei 
den Römern zu dienen, ja, er war ganz ein Römer geworden und 
sah auf sein rauhes Vaterland und die ungebildeten Deutschen mit 
Verachtung herab. Er war mitgekommen, um im Heere der Römer 
gegen sein eigenes Volk zu kämpfen. An der Weser traf er mit 
seinem Bruder zusammen. Hermann stand auf dem rechten, Fla- 
vius auf dem linken Ufer. Hermann rief ihm zu: „O, komm her¬ 
über zu deinem freien Volk! Was kämpfest du in den Reihen der 
Römer gegen dein eigenes Vaterland! Hörst du nicht die alten 
Eichen rauschen? Denkst du nicht unserer alten Mutter, die dich 
bittet, doch in die Heimat zurückzukehren? Denke an deine Ver¬ 
wandten, an deine alten Götter, die zu verraten du im Begriff 
stehst!" — Flavius erwiderte: „Was kann mir die Heimat geben? 
Sie ist kalt und rauh, aber wie schön und sonnig ist es in Rom! 
In Rom ist das wahre Glück, dort wohnt der mächtige Kaiser, 
dort winkt mir Ehre und Ansehen!" — Hermann versetzte darauf: 
„Du solltest dein Volk anführen gegen den Feind deines Vater¬ 
landes, aber du verrätst es an seine Feinde." — „Ich bin kein 
Verräter," entgegnete Flavius, „aber du wirst ein schlimmes Ende 
nehmen, wenn du nicht aufhörst gegen Rom zu kämpfen." — Her- 
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