26 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. §. 9.
Krieg mit Schweden, 1674—1619*»
Um den Kurfürsten, seinen thätigsten Gegner, vom Rheine
wegzubringen, bewog Ludwig XIV. die Schweden zu einem Einfalle
in die Mark Brandenburg, theils von ihrem Bremischen Gebiete,
theils von Pommern her. Der Kurfürst erblickte darin eine will¬
kommene Gelegenheit, di'e Schweden völlig aus Pommern zu ^ver¬
treiben und auch den (ihm im westfälischen Frieden vorenthaltenen)
Rest dieses Landes zu erwerben. Aus seinem Winterquartier in
Franken (bei Schweinfurt) zog er mit einem durch Werbungen (auf
15000 Mann) vermehrten Heere nach den Marken und im Kampfe
bei Fehrbellin (18/28. Juni) 1675 gewannen die Brandenburger
ben cr*"ten *n offener Feldschlacht und zwar mit der bloßen
* 'Reiterei und wenig zahlreichem Geschütz (ohne alle Unterstützung des
noch nicht eingetroffenen Fußvolkes). Derselbe entschied den Rückzug
der Schweden. Im Bunde mit Dänemark eroberte der Kurfürst die
J ' festen Plätze in Schwedisch-Pommern, sogar das für Wallenstein
unüberwindliche Stralsund (binnen 16 Stunden). Noch war die
Erobenwtz wenig gesichert, als die Schweden auf Anstiften Lud-
wig's XIV. von Livland aus in Ostpreußen einfielen, um den
Kurfürsten zur Herausgabe seiner Eroberungen in Pommern zu
zwingen. Bei diesem Winterfeldzuge in Preußen erlitten beide
Theile durch Kälte, Hunger und Krankheit schwere Verluste. Auf
Schlitten gelangte das brandenbnrgische Heer über das Eis des
frischen und des kurischen Haffs und verjagte allenthalben die
Schweden. Unterdessen hatten Kaiser und Reich mit Frankreich und
Schweden Frieden zu Nymegen auf der Grundlage des westfälischen
Friedens geschlossen, und Ludwig XIV. drohte, drei Heere nach
Brandenburg und eine Flotte nach der Ostsee zu schicken, um den
Kurfürsten zur Rückgabe alles Eroberten zu zwingen. Als die
' Franzosen im Frühjahre 1679 in die clevifch-märkischen Landschaften
(bis Bielefeld) vordrangen, mußte der Kurfürst, da er keinen mächtigen
Bundesgenossen hatte und sein Land erschöpft war, im Frieden
zu St Gcxm^ain en Latze 1679 Schwedisch-Pommern Ms auf
einen kleinen Landstrich auf dem rechten Oderufer) zurückgeben,
hauptsächlich weil die Wiener Politik lieber das Uebergewicht Frank¬
reichs, als das Emporkommen Brandenburgs (eines „neuen Königs
der Vandalen an der Ostsee") ertragen wollte.
Die drei Friedensperioden während seiner Regierung benutzte der
große Kurfürst zur Reorganisation des Staates. Da sich bie bis¬
herige Art des Aufgebotes der ungeübten Ritterschaft und des unkriege-