Full text: Leitfaden bei dem Unterrichte in der Geschichte des Preußischen Staates

42 Friedrich's II. StaatsverwaltunA. Erste Theilung Polens. '§. 12. 
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Unterthanen eine schnelle und unparteiische Rechtspflege zu ver¬ 
schaffen, wie auch durch Erweiterung und Vervollkommnung des 
Landbaues, durch Begünstigung der innern Colonisation, durch Be¬ 
förderung jedes nützlichen Gewerbes (insbesondere des Fabrikfleißes) 
den Wohlstand seiner durch die wiederholten Kriege erschöpften und 
verödeten Länder auf jede Weise zu heben. Daneben galt im Staate 
Friedrichs des Großen die unbeschränkteste religiöse Toleranz wie die 
vollständigste Freiheit wissenschaftlicher Forschung. 
Das Glück des Familienlebens gänzlich entbehrend, fand Friedrich 
selbst in seinen Mußestunden das edelste Vergnügen in dem Umgange 
mit geistreichen, unterrichteten Männern und in der Beschäftigung mit 
Dichtkunst, Musik und mit den Wissenschaften, vorzüglich mit der 
Philosophie und Geschichte. 
Die erste Heilung Polens 1772. Schon unter Au¬ 
gust III. (1733—1763) war der russische Gesandte in Warschau der 
allmächtige Lenker der polnischen Politik gewesen. Nach dem Tode 
Angust's III. wollte die Kaiserin Katharina II., um den scheinbar 
fortbestehenden polnischen Staat ganz ihren Zwecken dienstbar zu 
machen, keinen fremden Prinzen auf dem polnischen Throne zulassen, 
sondern einen einheimischen Edelmann, und bewirkte, daß ihr ehe¬ 
maliger Günstling Graf Stanislaus Pouiatowski zum Könige 
gewählt wurde. Um ihren eigenen Thron zu befestigen, den sie 
nach dem Sturze ihres Gemahls Peter III. eingenommen hatte, 
glaubte sie etwas Populäres thun zu müssen und nahm sich deshalb 
der Dissidenten (griechische Katholiken) im polnischen Reiche an, 
deren Rechte unter der letzten Regierung beschränkt und theilweise 
vernichtet worden, und es gelang ihr, die Gleichberechtigung der 
Dissidenten durchzusetzen. Gegen diese Bewilligung bildete sich eine 
(Konföderation zu. .Bar-in Podolien zum „heiligen Kriege für 
^e'MtMr^lM'RkiNhÄv' der Kirche", der von beiden Seiten mit 
der wildesten Grausamkeit geführt wurde. Als nun einmal die 
Russen (als Hülfstruppen der Dissidenten) eine geschlagene Truppe 
der Conföderirten im Eifer des Nachsetzens über die türkische Grenze 
verfolgten und dabei die kleine Stadt Balta in Flammen ausging, 
erklärte die Pforte den Russen den Krieg (1768), um die russische 
Alleinherrschaft in Polen zu vernichten. Die reißenden Fortschritte 
der Russen, welche Bessarabien, die Moldau und die Walachei be¬ 
setzten und die türkische Flotte im Archipel verbrannten, bewogen die 
Pforte die Vermittelung Oesterreichs und Preußens anzurufen. Die 
beiden deutschen Großmächte übernahmen zur Beseitigung einer
	        
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