66 § 65. Die letzten Kaiser rc. § 66. Die Jungfrau von Orleans.
1495 Er stiftete auf dem Reichstag zu Worms 1495 einen ewigen
Landfrieden und ein Reichskammergericht zur Schlichtung der
Streitigkeiten unter den Reichsständen und als Appellationsgericht für
die mittleren Stände. Dasselbe hatte anfangs seinen Sitz zu Frank¬
furt, dann zu Speyer, zuletzt zu Wetzlar.
i5i2 Im Jahre 1512 ward das Reich zur besseren Ansrechthaltung des
Landfriedens in zehn Kreise eingeteilt, von denen jeder einen Kreis¬
obersten und eine Kreisvertretung oder Kreisstände hatte.
Endlich schuf Maximilian durch den Grafen von Thuru und Taxis
i5i6 die erste deutsche Post 1516 zwischen Wien und Brüssel.
Unter Maximilian ward das Haus Habsburg durch großen Ländererwerb zu
außerordentlicher Macht erhoben. Er selbst erlangte nämlich nach dem Tode Karls
des Kühnen von Burgund 1477 mit der Hand der einzigen Tochter desselben, Maria,
die Niederlande und die Franche-Comts. b) Seinen Sohn Philipp den
Schönen vermählte er mit Johanna, Erbin der kurz vorher geeinigten spanischen
Monarchie mit ihren Nebenländern (Neapel, Sicilien und den Kolonien in
Amerika), c) Endlich erlangte Maximilian durch einen Vertrag die Zusicherung der
Nachfolge in Böhmen und Ungarn, die dann auch 1526 für immer an das
Habsburgische Haus fielen.
§ 66.
Die Jungfrau von Orleans.
In Frankreich hatten die Normannen aus Dänemark auf ihren
Streifzügen (um 876) eine schöne Provinz, die nach ihnen benannte
Normandie mit der Hauptstadt Rouen, in Besitz genommen.
Ihre Herzoge waren jedoch Vasallen der französischen Könige, nnd
auch als Herzog Wilhelm der Eroberer nach England hinüber¬
ging und dort als König anerkannt wurde, sollte dieses Vasallentum
fortbestehen. Deshalb kam es in der Folge zu langwierigen Kriegen
zwischen England und Frankreich.
Diese Kriege wurden heftiger, als nach dem Erlöschen der Kape-
tingischen Dynastie Könige aus dem Hans Valois den französischen
Thron bestiegen. Es folgten im 14. Jahrhundert die Siege der Eng¬
länder unter dem schwarzen Prinzen, worauf bedeutende Gebiete im
Westen Frankreichs an England fielen.
Bald geriet Frankreich in noch größere Not und Schmach, als die
Engländer auch Paris gewannen und ihr König sogar Thronfolger in
Frankreich wurde. Schon sah sich der rechtmäßige König, Karl VII.,
über die Loire zurückgedrängt, schon schien die letzte Stütze der fran¬
zösischen Macht, die Stadt Orleans, verloren — da erfolgte eine
wunderbare Rettung.
Ein frommes Bauernmädchen aus Dom Remy im französischen
Lothringen, Johanna d'Are mit Namen, gewöhnlich das Mädchen
von Orleans genannt, hatte von der tiefen Erniedrigung ihres Vater¬
landes gehört. Von himmlischer Begeisterung ergriffen, wollte sie
das bedrohte Orleans entsetzen und den König nach Rheims zur
Krönung führen.
Sie verließ also ihre Eltern, denen sie bis dahin mit kindlichem
Gehorsam gedient hatte, erschien vor dem Könige und sündigte sich als