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Seinem Ehrgeiz kam der Krieg zwischen Athen und Sparta ganz
erwünscht; denn er bot ihm die beste Gelegenheit, sich glänzenden
Feldherrnruhm zu erwerben. Er bewog daher seine Mitbürger
zur eifrigen Fortsetzung dieses großen Kampfes und verleitete sie
namentlich zu einem Zuge nach Sicilien, um auch über diese
schöne und fruchtbare Insel die athenische Herrschaft auszubreiten.
Eine prächtige Flotte mit einem zahlreichen Kriegsheere wurde
ausgerüstet und Aleibiades selbst zn einem der Anführer ernannt.
Aber sannt war das Heer in Sicilien angelangt, so wurde Alci-
biades nach Athen zurückgerufen. Knrz vor seiner Abfahrt war
nämlich znr Nachtzeit eine große Menge Bildsäulen in den
Straßen der Stadt umgeworfen und schmählich verstümmelt wor¬
ben. Dies galt für einen argen Frevel, nnd die Feinde des
Aleibiades klagten ihn nun während seiner Abwesenheit als Ur¬
heber dieses Verbrechens an. Ein Schiff wurde abgesandt, ihn
heimzuholen, damit er vor Gericht gestellt werde. Aber Alci-
biades, der dem Waukelrnuthe der Athener nicht traute, entfloh
unterwegs seinen Wächtern und begab sich nach Sparta. Und
als er hörte, daß seine Mitbürger das Todesurtheil über ihn
ausgesprochen, rief er zornig aus: „Ich will ihnen schon zeigen, daß
ich noch lebe." Rachedürstend unterstützte er die Spartaner im
Kampfe gegen feine Vaterstadt, und furchtbares Mißgeschick kam
über die Athener. Der Feldzug gegen Sicilien verunglückte
völlig: das ganze athenische Heer wurde vernichtet.
6. Wechse ln de Schicksale des Aleibiades; Athens
Fall. — Aber lange konnte sich Aleibiades auch in Sparta
nicht halten. Er gerieth dort in Feindschaft mit einem der beiden
Könige und mußte fliehen. Nun ging er nach Kleinasien, zog
den dortigen persischen Statthalter vom Sunde mit den Spar¬
tanern ab und gewann ihn für die Athener. Hierdurch söhnte
sich Aleibiades wieder mit feinen Landsleuten aus. Er wurde
aus der Verbannung zurückgerufen und zum Befehlshaber der
athenischen Flotte erhoben. Das Kriegsglück war ihm günstig.
Er besiegte die Spartaner in mehreren Schlachten, eroberte
Städte und Inseln und versetzte durch diese Erfolge die Athener