Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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Die Sachsen zerstörten unterdeß alle königlichen Burgen von 
Grund aus. Ihre Wuth kannte keine Grenzen. Auf der Harz- 
b urg, die dem König am theuersten war, plünderten sie sogar die 
Kirche und steckten sie in Brand, ja sie scheuten sich nicht, die Ge¬ 
beine von Heinrichs Bruder und Söhnlein, die dort bestattet 
lagen, auszugraben und umherzustreuen. Diese Schandthaten em¬ 
pörten die deutschen Fürsten, daß sie dem König Beistand gegen 
die Sachsen gelobten. So kam bald ein starkes Heer zu Stande, 
m^t welchem die Aufständischen in blutiger Schlacht besiegt wur¬ 
den. Heinrich behandelte nun von neuem die Sachsen mit der 
größten Härte. Da verklagten ihn diese beim Papste. 
88. Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. 
1. Erhebung der päpstlichen Macht. — Aus dem 
päpstlichen Stuhle saß damals Gregor VII., früher Hildebrand 
genannt. Er war der Sohn eines Handwerkers in Italien, hatte 
eine Zeit lang als Mönch in einem Kloster gelebt und war all¬ 
mählich zum mächtigen Rathgeber der Päpste emporgestiegen. 
Durch Klugheit und Kraft ausgezeichnet, hatte er endlich selbst 
die päpstliche Würde erhalten. Mit allem Eifer war er nun 
darauf bedacht, die Macht des Papstthums zu erhöhen. „Zwei 
Sichter", sagte er, „regieren am Himmel, die Sonne und der 
Mond. Die päpstliche Gewalt ist wie die Sonne, die königliche 
Macht gleichet dem Monde. Wie der Mond sein Licht von der 
Sonne hat, so sind Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den 
Papst, der Gottes Stellvertreter und Christi Statthalter auf 
Erden ist. Also ist die Macht des päpstlichen Stuhles weit grö¬ 
ßer, als die Macht der Throne, und der König ist dem Papste 
Unterthan und Gehorsam schuldig." Um nun des Papstes Herr- 
ichaft recht fest zu gründen, erließ Gregor mehrere wichtige Ge¬ 
setze. Alle kirchlichen Würden sollten allein durch den Papst ver¬ 
geben werden, kein Fürst mehr das Recht haben, geistliche Stellen 
zu besetzen. Und damit die Geistlichen nicht durch die Sorge für 
Weib und Kind an ihre Fürsten gebunden, sondern, ganz unab-
	        
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