Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten

3. Friedrich II. 179 
tische und naturwissenschaftliche Studien, Heilkunde und Astronomie 
gepflegt wurden; seine Paläste und Schlösser glänzten in Pracht 
und Luxus; Sänger, Lautenspieler und Dichter verherrlichten 
seinen Hof. 
Die lombardischen Städte hatten das schwache Reichs¬ 
regiment während der deutschen Thronstreitigkeiten benutzt, um ihre 
republikanische Verfassung auszubauen. Sonst zwieträchtig und in 
steten Fehden unter einander begriffen, waren sie doch in der Nicht¬ 
achtung der kaiserlichen Rechte einig. Gern hätte Friedrich ihren 
Widerstand mit den Waffen in der Hand gebrochen; doch der Papst 
drängte zu dem längst versprochenen und wiederholt aufgeschobenen 
Kreuzzuge, und der Kaiser durfte sich der Erfüllung seiner Zu¬ 
sage füglich nicht länger entziehen. Uebrigens hatte er seit seiner 
1225 erfolgten zweiten Vermählung mit der Prinzessin Jolanth e 
von Jerusalem den Titel eines „Königs von Jerusalem" 
angenommen, ein Grund mehr, ihn zu der Ausführung des Zuges 
zu bestimmen. 
Große Schaaren von Pilgern aus Deutschland, Frankreich 
und der Lombardei strömten zur festgesetzten Zeit nach den Sammel¬ 
plätzen in Unteritalien, um auf einer zahlreichen Flotte nach dem 
Morgenlande eingeschifft zu werden. Aber bald nach der Abfahrt 
nahm das Fieber, das bereits zu Lande Tausende hingerafft und 
auch Friedrich und seine Begleiter ergriffen, so zu, daß man wieder 
umkehren mußte. Da ließ Papst Gregvr IX., der nach Houorius' 
Tode den römischen Stuhl bestiegen und trotz seiner 80 Jahre mit 
jugendlicher Kraft und Kühnheit die Pläne des siebenten Gregor 
zu verwirklichen strebte, seinem Zorne gegen den Kaiser freien Lauf. 
Ohne die Umstände geprüft, ohne Friedrichs Gesandte auch nur 
gehört zu haben, beschuldigte er diesen des Undankes und des Wort¬ 
bruches, der Heuchelei und der Lüge und sprach den Bann über 
ihn aus. Friedrich vertheidigte sich in einer Gegenschrift und warf 
zugleich dem römischen Hofe vor, nicht das Wohl der Christenheit, 
sondern nur die Ausbreitung der päpstlichen Herrschaft und die 
Erniedrigung der Fürsten im Sinne zu haben. Und um zu zeigen, 
daß seine Krankheit kein Vorwand gewesen, rüstete er emsig zu 
einem neuen Zuge, der auch im folgenden Jahre zu Stande kam. [1228 
Aber dasselbe Unternehmen, dessen Verzögerung ihm vorher so 
schwer angerechnet worden, war jetzt Sünde, weil es ohne des 
Papstes Mitwirkung zur Ausführung kam. Ja Gregor that Alles, 
um einen Erfolg des Kaisers unmöglich zu machen. Er ließ den 
Bannfluch in Palästina verkündigen und gebot dem Patriarchen 
von Jerusalem sowie der gestimmten Ritterschaft im heiligen Lande, 
den Anordnungen Friedrichs keine Folge zu leisten. Trotzdem er¬ 
reichte dieser mehr, als seit 40 Jahren durch Ströme von Blut 
erreicht worden war. Er schloß mit dem Sultan Kamel von 
Egypten, in dessen Besitz damals der größte Theil Palästinas war, 
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