208 VI. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters.
das Reich in zehn Kreise eingetheilt; diese waren der östreichische,
bairische, schwäbische, fränkische, oberrheinische, kur¬
rheinische, bnrgnndische, westfälische, niedersächsische
und ob er sächsische. Jedem Kreise war ein Haupt mann vor¬
gesetzt, der über Vollstreckung der Urtheile des Reichskammergerichts
zu wachen hatte, und unter dessen Vorsitz die Kreistage abge¬
halten wurden, auf welchen die besonderen Angelegenheiten des
Kreises zur Berathung kamen. Unter Maximilian wurden auch
die von Franz von Taxis erfundenen Posten eingeführt. Nach
Außen war der Kaiser nicht glücklich. Die Franzosen, welche
sich Mailands bemächtigt hatten, mußte er in dem Besitze des¬
selben bestätigen, und zu einem beabsichtigten Zuge gegen die
Türken verweigerten ihm die Fürsten ihren Beistand. Dagegen
begründete er durch die Verheirathuug seiner Kinder Philipp
und Margarethe mit Johanna und Johann von Castilien,
sowie durch die seiner Enkel Ferdinand und Maria mit Anna
und Ludwig von Ungarn und Böhmen die Größe seines Hauses.
4. Friedrich von Hohenzollern.
Die Stammburg der Hohenzollern liegt auf einer steilen Fels¬
höhe der schwäbischen Alp, in demselben Lande, aus welchem
auch die mächtigen Geschlechter der Hohenstaufen und Habsburger
hervorgegangen sind. Zn Ende des 32. Jahrhunderts wurde ein
Graf Friedrich vou Hohenzollern Burggraf von Nürn¬
berg. Als solchem war ihm die höchste Gerichtsbarkeit an Kaisers
Statt und der oberste Militärbefehl in dem ihm untergebenen
Bezirke übertragen. Seine Nachfolger gelangten im Laufe der Zeit
zu immer größerem Ansehn. Gute Verwaltung und treues Fest¬
halten an Kaiser und Reich häuften Güter und Rechte auf ihr
Haus, dem sich an Macht und Einfluß bald keines im fränkischen
Lande an die Seite stellen konnte. Der glänzendsten Zukunft aber
führte Friedrich VI. sein Geschlecht entgegen.
Friedrich war ein reichbegabter Fürst von umfassender Bil¬
dung, dabei geübt in allen ritterlichen Künsten. Seine Mäßigung
und Besonnenheit, gepaart mit Muth und Entschlossenheit, machten
ihn geschickt, im Rathe wie im Felde eine hervorragende Stellung
einzunehmen. Jung noch schloß er sich an Sigismund an, kämpfte
mit ihm bei Nikopolis gegen die Türken und entfaltete dann eine
entscheidende Thätigkeit bei der Wahl desselben zum deutscheu Kaiser.
Sigismund wußte die Verdienste des klugen und kräftigen Hohen¬
zollern viel zu sehr zu schätzen, als daß er nicht hätte wünschen
sollen, ihn noch fester an seine Person zu fesseln. Er verlieh ihm
i4iidarnm die Statthalterschaft der Mark Brandenburg mit allen
Rechten und Befugnissen eines wirklichen Landesfürsten, doch mit
Ausnahme der Kur- und Erzkämmererwürde. Zugleich verschrieb