Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten

6. Die letzte Hälfte des dreißigjährigen Krieges. 273 
heißt. 200 Jahre später wurde ihm ein prächtiges Denkmal ge¬ 
setzt. Doch ein schöneres hat er sich selbst erbaut in den Herzen 
der dankbaren Protestanten. 
Gustav Adolf hinterließ den schwedischen Thron seiner einzigen 
Tochter, der erst sechsjährigen Christine, in deren Namen der kluge 
Kanzler Oxenstierna die Negierung und mit ihr die Leitung der 
Angelegenheiten in Deutschland übernahm. Den Oberbefehl über 
das verwaiste Heer erhielt der Herzog Bernhard von Weimar, 
dem der schwedische General Horn zur Seite stand. Bei der Un¬ 
einigkeit, welche zwischen beiden Feldherren herrschte, hätte es 
Wallen st ein, der sich nach Böhmen zurückgezogen und dort 
sein Heer ergänzt hatte, nicht schwer fallen können, die Scharte 
von Lützen wieder auszuwetzen. Allein er verhielt sich meist un¬ 
thätig und ließ es ruhig geschehen, daß die Schweden Franken, 
Schwaben uud Baieru durchzogen und das wichtige Regens¬ 
burg in ihre Gewalt brachten, während er sich mit verheeren¬ 
den Einfällen in Sachsen, Schlesien und Brandenburg 
begnügte. 
Dieses Verhalten erregte am kaiserlichen Hofe Mißtrauen, 
das durchs Gerüchte von Unterhandlungen zwischen Wallensteiu 
und den Schweden noch vermehrt wurde. Mau beschuldigte den 
ehrgeizigen Feldherrn, daß er mit dem Plane umgehe, zum Feinde 
überzutreten, um sich die Krone Böhmens zu verschaffen, und 
Ferdinand beschloß seine Absetzung. Die kaiserlich gesinnten 
Befehlshaber wurden insgeheim davon in Kenntniß gesetzt, und 
die dem Gewaltigen feindselige Hofpartei fügte ohne Vorwissen 
des Kaisers noch die Aufforderung hinzu, sich Wallensteins todt 
oder lebendig zu bemächtigen. Es fehlte nicht an niedrigen Seelen, 
die dem ungerechten Gebote bereitwillig Folge leisteten. Auf Ver¬ 
anstalten Buttlers, eines Irländers, der dem Herzog Alles ver¬ 
dankte, wurden zuerst die Vertrauten des Letztern, Jllo, Terzky 
und Kinsky, bei einem Gastmahle zu Eg er meuchlerisch über¬ 
fallen und niedergehauen und dann Wallenstein selbst in seinem 
Schlafgemache ermordet (25. Februar 1634). [1634 
6. Die letzte Hälfte des dreißigjährigen Krieges. 
Nach Wallensteins Tode wurde dem Namen nach dem Sohne 
des Kaisers, Ferdinand, in Wirklichkeit dem Grafen Gallas der 
Oberbefehl übertragen. Dieser vereinigte sich mit den Baiern 
unter Johann von Werth und brachte den Schweden bei Nord- [1634 
lingen eine vollständige Niederlage bei. Die Folge davon war, 
daß Brandenburg und Sachsen den Separatfrieden voni635 \ 
PlAß schloffen, dem auch die meisten übrigen protestantischen 
Fürsten beitraten. Zwei Jahre später starb Ferdinand II., und 
seiu Sohn Ferdinand III. bestieg den Kaiserthron. [1637—1657 
Schmelzer, Leitfaden. 18
	        
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