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V I I. Deutschland. Preußen.
tendeSchale von geschliffenem Granit. — WeftlichvomMuseum,
aber durch einen Arm der Spree davon getrennt, steht das Zeug¬
haus, ein sehr großes Viereck bildend, eins der schönsten Gebäude
Berlins; es ward 1695 angefangen und von Schlüter verziert. An
der westlichen Seite sind einige in Frankreich eroberte Geschütze von
ungewöhnlicher Größe aufgestellt. Gleich daneben ist in den letzten
Jahren eine prachtvolle Hauptwache erbaut, vor welcher Scharn¬
horsts und Bülows Bildsäulen und gegenüber das eherne Stand¬
bild Blüchers aufgestellt sind. Hinter der Hauptwache, durch ei¬
nen kleinen mit Baumen bepflanzten Platz davon getrennt, liegt
das einfache aber schöne Gebäude der Singakademie. Dem Zeug¬
hause gegenüber liegt der einfache Pallaft, welchen der König be¬
wohnt. Im Angesicht dieser Gebäude, westlich von ihnen, liegen
um den Opernplatz herum: das von Friedrich 11. nach Knobels¬
dorfs Plane erbaute herrliche Opernhaus; daneben die von 1747
— 73 nach dem Muster der Rotonda in Rom erbaute katholische
Kirche. Dem Opernhause gegenüber liegt das zwar große und reich
verzierte, aber geschmacklose Bibliothekgebäude; es ward 1775
von Friedrich II. erbaut. Die vierte Seite des Platzes nimmt das
ehemals vom Prinzen Heinrich, dem Bruder Friedrichs II. be¬
wohnte, jetzige Universitätsgebäude ein, worin sich außer vielen
Auditorien die Mineraliensammlung und das zoologische Mu¬
seum befinden. Daneben unter den Linden liegt das Akademiege¬
bäude, dessen weitläufige Flügel und Höfe noch viele andre Be¬
stimmungen haben. In den unteren Räumen der Hauptfront be¬
findet sich eine sehr vollständige Sammlung von Gypsabgüssen an¬
tiker Kunstwerke, die oberen Räume dienen zu den Versammlungen
der Akademie der Wissenschaften und alle 2 Jahre zu der Ausstellung
von Kunstgegenständen aller Art. An der Nordseite eben dieses Ge¬
bäudes befindet sich das 90 F. hohe Observatorium. Alle diese in
einer weiten Verlängerung der Linden bis zum Schloß liegenden
Gebäude bilden einen Raum, wie ihn wohl wenige Städte in der
Welt aufweisen möchten. — Ferner sind noch zu bemerken: das
zwischen beiden Thürmen des Gensd'armenmarktes liegende, 1819
nach dem Brande des ältern neu erbaute, sehr große und prächtige
Schauspielhaus. In der Königstädter Vorstadt, dicht an der Kö¬
nigsbrücke, befindet sich ein andres, das Königstädter Theater, wel¬
ches eine Privatunternehmung ist. — In der Spandauer Vor¬
stadt, in dem königlichen Lustschloß Monbijou, befindet sich eine an¬
sehnliche Sammlung ägyptischer Alterthümer. — Am nordwest¬
lichen Ende der Stadt, dicht an der Mauer, liegt das schon unter
Friedrich 1. angelegte, von Friedrich Wilhelm 1. und Friedrich 11.
außerordentlich vergrößerte Krankenhaus, die Charite genannt,
worin auch eine Anstalt für Wahnsinnige sich befindet; es werden
jährlich über 5000 Kranke darin behandelt. Endlich nordwestlich
vor der Stadt befindet sich das von Friedrich IS. 1745 — 48 er-
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