Full text: Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in Mittelschulen und den unteren Klassen höherer Lehranstalten

30 III. Sparta und Achen. Die Perserkriege. 
trafen, zu berathen und bann ber Volksversammlung vorzulegen; 
ihm staub bie Leitung ber Einnahmen unb Ausgaben bes Staats 
unb bie Überwachung bcr öffentlichen Sicherheit zu. Diejenigen 
Archonten, welche ihr Amt uutabelhaft verwaltet hatten, wurbeu 
in bcn Areopag, einen altehrwürbigen Gerichtshof, der seine 
Sitzungen auf dem Hügel des Kriegsgottes (Ares) hielt, aufge¬ 
nommen. Er hatte die Aufsicht über die öffentliche Erziehung, über 
Zucht und Sitte, über Fleiß und Sittlichkeit der Bürger, über 
den heiligen Dienst der Götter und die religiöse Gesinnung des 
Volkes. Als „Auge des Gesetzes" hatte er das Recht, die Beamten 
zur Verantwortung zu ziehen und gegen alle Beschlüsse bcr Raths¬ 
herren und der Volksversammlung, die ihm gefährlich erschienen, 
Einspruch zu thun. Ohne eine Anklage abzuwarten, durfte er 
auch jeden Bürger, der sich eines Verbrechens schuldig gemacht, 
vor sich laden. Ihre Urtheilssprüche schrieben die Richter auf 
Täfelchen und warfen sic schweigend in die Urnen, deren eine die 
„Urne des Todes", die andere die „Urne der Erbarmung" hieß. 
Auf die Erziehung bcr Jugend legte Solon eben so hohen 
Werth wie Lykurg. Aber er wollte bie Athener nicht bloß zu 
tapferen Kriegern unb tüchtigen Staatsbürgern, sondern auch zu 
guten Weltbürgern heranbilden. Mit dem 7. Jahre wurden die 
Knaben aus den Handen der Frauen entlassen und in Allem unter¬ 
richtet, was dazu beitragen konnte, einen gesunden Geist in einem 
kräftigen, schönen Körper zu erzeugen, den Haß gegen das Schlechte 
unb bas Wohlgefallen an bem Eblen unb Schönen rege zu machen. 
Mit ben Leibesübungen Hand in Hanb ging ber Unterricht im 
Lesen unb Schreiben unb in bcr Musik, worunter man nicht nur 
Spiel unb Gesang, sonbern bie gesarnrnte geistige Bilbnng ver¬ 
staub. Am frühen Morgen begaben sich bie Knaben in die Schule, 
wo sie Lieder und Weisen mit Begleitung der Zither lernten, ferner 
Denksprüche weiser Männer unb Gcbichtc über bie Thaten bcr 
Helden. Dann gingen sie nach den Ringplätzen, wo sie sich im 
Laufen, Springen, Werfen, Ringen und Schwimmen übten. Dieser 
Unterricht dauerte bis zum 16. Jahre fort. Dann trat der junge 
Athener aus dem Knaben- in das Jünglingsalter und besuchte nun 
die Gymnasien, weitläufige Anlagen mit Bahnen zum Wettlauf, 
mit Ring und Springplätzen, mit Schleuber- und Wurfstanben, 
mit Bädern und schattigen Plätzen. Hier bildeten sich die Jüng¬ 
linge zugleich durch Waffenübungen zum Kriegsbienste vor; vom 
18. bis zum 20. Jahre bienten sie als Grenzwehr. Mit bcm 
20. Jahre würben sic bann in die Zahl der stimmberechtigten 
Bürger aufgenommen und durften an den Volksversammlungen 
Theil nehmen. 
So trefflich auch Solons Gesetze waren, sic befriedigten weder 
die Edlen noch das Volk. Als er daher nach zehnjähriger Ab¬ 
wesenheit in Egypten, Kreta und Kleinasien, bei welcher
	        
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