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VII. Die punischcn Kriege.
Frieden an. Wie erzählt wird, gab man der Gesandtschaft, welche
zur Unterhandlung nach Rom geschickt wurde, auch Regulus bei,
unter der Bedingung, daß er sich wieder als Gefangener stelle,
wenn es nicht zum Frieden käme. Aber statt für den Frieden zn
sprechen, rieth er seinen Laudsleuteu zur Forschung des Krieges
und kehrte dann seinem Worte geben nach Karthago zurück, wo
er unter den größten Martern hingerichtet sein soll.
Unter fseinen Gefechten schleppte sich der Krieg mehrere Jahre
weiter, ohne daß von irgend einer Seite ein namhafter Erfolg
erzielt worden wäre. Erst als der unternehmende karthagische Feld¬
herr Hamilkar Barkas, „der Blitz", den Oberbefehl übernahm,
kam neues Leben in das ernste Waffenspiel. Auch die Römer
rafften sich zu einer entschlosseneren Kriegführung auf. Sie rüsteten
eine neue große Flotte von 200 Schiffen aus und stellten sie unter
241 den Oberbefehl des Consnls Lutatius Catulus. Bei den ägatischen
Inseln griff dieser das feindliche Geschwader an und vernichtete
es gänzlich. Jetzt endlich einigte man sich über die Friedensbe¬
dingungen. Die Karthager mußten ©teilten abtreten, die römischen
Gefangenen ohne Lösegeld freigeben und 3200 Talente Kriegskosten
bezahlen.
2. Der zweite pnnische Krieg. Hannibal.
Innerhalb der nächsten zwanzig Jahre erweiterten die Römer
ihr Gebiet dttrck Unterwerfung Sardiniens, Korsika's, Jlly-
ricns unb bes eisalpinischen (diesseitigen) Galliens (der
Poebene). Dagegen suchten sich die Karthager für ihre Verluste
in dem reichen Spanien zu entschädigen. Mit einem beträchtlichen
Heere setzte der schon genannte Hamilkar Barkas nach der
Halbinsel über, unterwarf die Städte und Völkerschaften bes Südens
unb machte auch im Innern bes Laubes den pitnischett Namen be¬
rühmt unb gefürchtet. Als ber siegreiche Feldherr in offener Feld¬
schlacht den Tod fand, trat sein Schwiegersohn Hasdrnüal an seine
Stelle, dehnte die Eroberungen bis zum Ebro aus und legte an
der Südostküste bie Stabt Nen-Karthago (Kartagena) an. Nach
Hasbrubals Tode erlangte Hannibal, Hamilkars Sohn, durch die
Wahl bes Heeres in einem Alter von 28 Jahren beit Oberbefehl
über bie spanische Kriegsmacht.
Aufgewachsen im Lager unb unter ben Augen seines großen
Vaters, hatte sich Hannibal alle Tugenden und Fertigkeiten eines
tapfern Kriegsmannes erworben. Keiner seiner Waffengefährten
übertraf ihn im Laufen, Reiten und Fechten. Sein festgebauter
gewandter Körper trotzte jeder Anstrengung unb Ermübung; Wachen
und Schlafen hing bei ihm nicht von Tag und Nacht ab; Hitze
nnd Kälte ertrug er mit gleicher Ausdauer; oft konnte man ihn
z. B. nur mit einem kurzen Mantel bebeckt bei ben Wachtposten
liegen sehen. Mit ber größten Kühnheit suchte er Gefahren auf,