3. Der dritte punische Krieg. Karthago's Fall. 83
achäischen Bundes auf dem Isthmus und erstürmte dannJbritttlj.i46
Die Einwohner wurden theils erschlagen, theils in die Sclaverei
verkauft, die Kunstwerke zerstört oder nach Italien geschafft, die
Tempel und Wohnhäuser geplündert und den Flammen übergeben.
Griechenland erhielt als römische Provinz den Namen Achaja.
In demselben Jahre erfüllte sich auch Karthago's Geschick.
Der erbittertste Feind desselben war Cato. Er wurde nicht müde,
die Gefahren zu schildern, welche dem römischen Volke von dem
neuaufblühenden Handelsstaate drohten. „Uebrigens bin ich der Mei¬
nung", schloß er jede seiner Reden, „daß Karthago zerstört werden
muß". Im Vertrauen auf die in Rom herrschende Stimmung ent¬
riß der König Masinissa von Numidien den Karthagern einen
Landstrich nach dem andern. Die Beschwerden der Letzteren fanden
beim römischen Senate keine Beachtung, und so entschlossen sie sich,
den Bestimmungen des Friedens zuwider, selbständig zu den Waffen
zn greifen. Sie rüsteten ein Heer ans und stellten es unter Füh¬
rung Hasdrnbals, der indessen von Masinissa vollständig ge¬
schlagen wurde.
In Rom jubelte man, daß die verhaßten Feinde den gewünschten
Vorwand zum Kriege gegeben. Umsonst suchten jetzt punische Ge¬
sandte den drohenden Sturm zu beschwören; ein römisches Heer
von 80000 Mann brach nach ©teilten auf, um von da aus die
Fahrt nach Afrika anzutreten. Da traf eine neue Gesandtschaft
von Karthago ein, welche die Unterwerfung der Vaterstadt anbot. 149
Sie erhielt den Bescheid, daß man den Karthagern Freiheit, Selb¬
ständigkeit und Eigenthum belassen wolle, wenn sie 300 Kinder der
angesehensten Familien als Geiseln stellen, und in allen Dingen
den Befehlen der Consultt Folge leisten würden. Worin diese Be¬
fehle beständen, wurde absichtlich verschwiegen. Ohne Widerstreben
wurden die Geiseln ausgeliefert; dessenungeachtet setzte die Flotte
ihre Fahrt nach Afrika fort. Dort verlangten die Consnln zunächst
Ablieferung sämmtlicher Waffen und Kriegsvorräte. Zitternd fügte
man steh auch diesem harten Gebote. Nun traten die Consnln mit
der zweiten Forderung hervor: die Karthager sollten die Stadt
verlassen und sich irgendwo anders, aber mindestens zwei Meilen
vom Meere ansiedeln; denn Karthago müsse zerstört werden. Da
bemächtigte sich der Gemüther des Volkes erst Wuth und Verzweiflung,
dann aber der einmüthige Entschluß, lieber selbst mit dem Vater¬
lande unterzugehen, als die theure Heimath aufzugeben. Mit bet-
spilleoser Anstrengung rüstete man sich zum letzten Entscheidungs¬
kampfe. Die Stadt glich einem Kriegslager. Die Tempel und
öffentlichen Plätze wurden in Werkstätten verwandelt und Tag und
Nacht gearbeitet, tun die verlorenen Waffen wieder zu ersetzen;
man riß Gebäude ein, um Balken und Eisen zu bekommen; die
Frauen schnitten ihr Haar ab, um Stricke daraus zu stechten: Alles
mußte dem hohen Ziel, der Vertheidigung des Vaterlandes dienen.
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