Daraus entwickelte sich später der Ritterstand mit seinen berühmten
Ritterspielen und Turnieren.
Als nach Ablauf des nennjährigen Waffenstillstandes die Un¬
garn den gewöhnlichen Tribut holen wollten, ließ Heinrich den Ge¬
sandten, wie erzählt wird, einen räudigen Hund vorwerfen, ein altes
Zeichen des höchsten Schimpfes. Erbittert brachen jetzt die Heer-
haufen der Ungarn in Deutschland ein. Aber sie wurden bei [938
Merseburg vollständig geschlagen, und ihr ganzes mit Schätzen
und Gefangenen gefülltes Lager fiel in die Hände der Sieger. Zwer
nnd zwanzig Jahre später kamen die Ungarn, von zwei treulosen
Großen des Reiches gegen bett Kaiser Otto den Großen gentseti,
nochmals nach Deutschland Sie erschienen in solcher Zahl, beiß sie
sich rühmten, ihre Rosse würden die deutschen Flüsse austrinken und
deren Hufe die Städte zerstampfen. Aber es ging ihnen nicht besser
als bei Merseburg. Otto der Große besiegte sie bei Augs¬
burg aus dem Lechselde gänzlich und trieb sie für immer über
die Grenzen Deutschlands. _
Dieser Otto der Große war der Sohn und Nachfolger Heinrich
des I. Er wurde zu Aachen feierlich gekrönt. Bei dem daraus
folgenden Festmahle warteten bte Herzöge auf. Der Herzog von
Lothringen, zu besten Gebiet bte Stabt Aachen gehörte, orbnete bte
ganze Feier und hatte den Titel Erzkämmerer; der Herzog von
Franken besorgte als Erztrnchseß den Tisch, der Herzog von Schwa¬
ben beaufsichtigte als Erzscheuk die Mundschenken, und der Herzog
von Bayern sorgte als Erzmarschall für Wohnung und Stallung
der ganzen Ritterschaft. Diese Hofämter galten als die höchsten
Reichswürden.
Otto herrschte mit vieler Kraft.| Er zwang die Dänen unb
später auch die Polen znr Anerkennung der deutschen Hoheit.
Anßerbem unternahm er mehrere Züge nach Italien. In Mat =
lanb ließ er sich zum Könige ber Langobarben, in Rom znm Kai¬
ser krönen. Das bentsche Reich bekam von nun an ben Namen:
Heiliges römisches Reich beutscher Nation, unb ber
Kaiser galt fortan als ber erste Herrscher ber Christenheit.
Otto II., der Sohn Otto des Goßen, bezwang den ungehorsamen
Herzog Heinrich den Zänker von Bayern, uittermarf den Herzog von Polen
und Böhmen und vertrieb den Dänenkönig aus Schleswig. Köaig Lothar II.
von Frankreich mußte seinen Ansprüchen auf das Herzogtum Lothringen
entsagen. Dagegen unterlag Otto II. in Unteritalien in seinen Kämpfen
gegen die Griechen und Araber. — Sein Sohn Otto III. wurde schon als
dreijähriges Kiud zum künftigen Kaiser erwählt. Seine Mutter Theophauia
und später seine Großmutter Adelheid in Verbindung mit dem Erzbischof
Willegis in Mainz führten die Vormundschaft. Otto III., wegen feiner
Kenntnisse „das Wunder der Welt" genannt, zeigte große Vorliebe für Jta-