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Jetzt hatten die Römer auch den Mann gefunden, der fähig 
war, Karthagos Geschick zu erfüllen. Das war Publius^ Cornelius 
Scipio. Er war ein schöner Mann, ein Liebling des Volkes und, 
wie man meinte, auch der Götter, denn er verweilte oft tagelang 
im Tempel auf dem Capitol, wo er Eingebungen des höchsten Gottes 
empfangen sollte. Im Kriege gegen die Karthager hatte er sich 
durch Tapferkeit ausgezeichnet und seinem Vater in einem Gefechte 
das Leben gerettet; dann war er als Feldherr nach Spanien geschickt 
und hatte nicht nur durch seine kluge Kriegführung, sondern auch 
durch seine leutselige Behandlung der Einwohner den Karthagern 
diese Provinz entrissen. Ihn wählten die Römer nun zum Feld - 
Herrn gegen Hannibal. Er beschloß, den Krieg nach Afrika hinüber 
zu tragen. Nachdem er dort gelandet, besiegte er bald die feind¬ 
lichen Heere und erschien dann in der Nähe Karthagos. Da blieb 
den Karthagern nichts weiter übrig, als Hannibal zurückzurufen. 
Ungern verließ der Held das Land, in welchem er so viele Siege 
erfochten hatte, doch er mußte gehorchen. Er landete auf dem 
Boden der Heimat, den er seit seiner Kindheit nicht wiedergesehen 
hatte und traf bei Zama auf den Gegner. Da bat er den Scipio 
um eine Zusammenkunft, hoffend, leichtere Friedensbedingungen, 
als die bisher von den Römern gestellten, zu erhalten. Schweigend 
sollen sich die beiden großen Feldherrn eine Weile betrachtet haben, 
einer den andern bewundernd, doch kam es zu keinem Frieden. 
Seipios Bedingungen erschienen dem Karthager zu hart, und er be¬ 
schloß daher, das Glück der Schlacht zu versuchen. Es entschied gegen 
ihn, denn seine Truppen waren den Römern nicht mehr gewachsen. 
Fast sein ganzes Heer wurde vernichtet; er selbst entkam mit einer kleinen 
Schar nach Karthago und riet hier, unter jeder Bedingung Frieden zu 
schließen. So hart es auch erschien, was die Römer forderten, die 
Aufgabe aller Eroberungen, die Auslieferung aller Kriegsschiffe bis 
auf zehn, die Zahlung eines Tributes auf fünfzig Jahre, es mußte 
angenommen werden. Die härteste aller Bedingungen aber war 
die, daß die Karthager außerhalb Afrikas keinen Krieg, in ihrem 
Erdteile denselben nur mit der Erlaubnis der Römer führen durften, 
denn damit war ihre Unabhängigkeit vernichtet. (202 v. Chr.) 
Mit Jubel wurde Scipio in Italien empfangen, das Volk 
«hrte ihn durch den Beinamen, „der Afrikaner" (Africanus).
	        
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