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51. Friedrich des II. Jugendjahre.
FriMichwurbe 1712 zu SerliiL-Qtioren. Noch satz der Großvater des
jkugebomiienri?rlTb rTch L, auf dem preußischen Königsthrone. Dieser
.latte das nicht zum deutscheu Reiche gehörige Herzogtum Preußen zum Kö-
nigreiche erhoben und sich zu Königsberg selbst die Krone aufgesetzt. Er suchte
bei dem geringen Umfange der preußischen Staaten sein Ansehen durch äußern
durch Drackitbauten in der Residenz uno durch eine verschwenderiswe .
Hofhaltungen erhöhen. Auf ihn folgte der Vater Friedrich desH^Fr: ed ri ch
Wilhelm I. Dieser, das aerade GeaentriLJriiii&ikrflauflg^ war im
höchsten Grade einfach nnd sparsam. ^)abei trug er die gewissenhafteste Sorge
für das Wohl "ferner Unterthanen. Er vermehrte die Wehrkraft des Landes
nnd sammelte einen reichen StaatsfchMI^Sem Sohn Friedrich sollte aus¬
schließlich eine militärische Er^iehung^erhalteu^Hie Wissenschaften gering achtLL-
mit Musik keine Zell verlieren, dagegen viel reiten, jagen nnd Paraden be¬
suchen. Erft zehn Jährest.„mußte er wie ein gemeiner Soldat trotz Wind
und Wetter alle soldatischen Übungen mitmachen—Aber Ur rege Geist des
Kronprinzen verlangte eMereJBefchnftigmig. Vor allem fühlte er sich zur
Dichtkunst und Musik hingezogen. Mit Hilfe seiner Mutter gelang es dem
Prinzen, im Stillen seinen Neigungen zu folgen. Gar zu gerne las er
in seinen Büchern und blies seine Flöte. Dies mißfiel dem König und führte
manche böse Stunde herbei] ja, die Strenge bes Vaters machte bas Herz bes
Sohnes i inner unmutiger uub fetnbUcher. „Fritz ist ein Querpfeifer und,
Poet", rief ber Vater mit Unwillen aus; „er macht sich nichts aus ben Sol¬
daten unb wirb mir meine ganze Arbeit, vermerken." Dem Kronprinzen würbe
das Leben am Hofe immer unerträglicher, unb bie Abneigung bes Vaters
gegen ben Sohn immer, stärker.- Der König suchte absichtlich Gelegenheit,
den Kronprinzen empfinblich zu kränken unb ließ es an schimpflichen Reben
unb schimpflicher Behanblung nicht fehlen. Er brohte ihm selbst mit Stock-
prügeln unb gab ihm Faustschläge ins Gesicht. Als aber ber König ver¬
langte, er solle bem Throne entsagen, erwiberte ber Prinz: „Eher laß ich
mir ben Kopf abschlagen, ciTlTafj’ ich mein gutes Recht aufgebe."
52. Friedrichs Flucht.
Die Spannung zwischen Friebrich unb seinem strengen Later nahm jebeit
Tag mehr zu. Als citblich ber König ben Kronprinzen wider seinen Willen
und feine Neigung vermählen wollte, faßte dieser den Plan, den Hof des Vaters
zu verlassen und zu seinem Oheim, dem König von England, zu entfliehen.
Seine Schwester Wilhelmine unb zwei Freunbe, bie Lieutenante v. K c i t h
unb v. Katte, waren mit in bas Geheimnis eingeweiht. Bei einer Reise
des Königs in die Rheingegenden, wobei ihn ber Prinz begleitete, suchte er
zu entkommen. Allein ber Plan warb bem König verraten, unb so würbe
die Flucht vereitelt. Als Friebrich vor seinen Vater gebracht würbe, geriet
dieser so in Zorn, daß er mit bem Degen aus seinen Sohn stürzte, um ihn
zu durchbohren. Ein anwesenber General sprang bazwischen, hielt ben Amt
des Königs zurück unb rief: „Sire, burchbohren Sie mich, aber schonen Sie
Ihres Sohnes!"