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König und seine Familie als Gefangene in bett Tempel bringen.
Alle Anhänger des Königs wurden jetzt ebenfalls einzogen und m
die Gefängnisse geworfen. Sie blieben nicht lange dort. Mörder¬
banden zogen von Gefängnis zu Gefängnis und metzelten die G^
fangenen nieder.
50. Frankreich wird eine Republik.
(1792.)
Auf die gesetzgebende Versammlung folgte der noch
schrecklichere National-Konvent. Dieser schaffte schon am ersten
Tage seiner Zusammenkunft das Königtum ab und erklärte Frank¬
reich als eine unteilbare Republik. In dieser und der vorhergehen¬
den Versammlung hatten bereits Männer wie Robespierre, Danton,
Marat u. a. alle Gewalt iu Händen.
Um den gefangenen König zu retten, und die alte Ordnung
in Frankreich wieder herzustellen, schlossen der Kaiser von Österreich,
der König von Preußen uud andere Fürsten ein Bündnis uud
schickte» ihre Heere nach Frankreich. Dies beschleunigte den Unter¬
gang des Königs. Man beschuldigte ihn des Verrates am Vater¬
land, indem er mit den Feinden Frankreichs in Verbindung stehe;
und der National-Konvent verurteilte den König zum Tode. [1793
Der Tag der Hinrichtung war auf den 21. Januar 1793 festge¬
setzt. Nach einem herzergreifenden Abschiede von seiner Familie
trat Ludwig XVI. in christlicher Demut und Gottergebenheit den
letzten Gang an. Auf dem Blutgerüste angelangt, wollte er noch
einmal zu dem Volke reden. „Franzosen!", sprach er, „ich bin un¬
schuldig att all den Verbrechen, deren man mich anklagt. Ich verzeihe
den Urhebern meines Todes und bitte Gott, daß das Blut, welches
Ihr jetzt vergießen wollt, nie über Frankreich komme!" — Seine
Rede wurde durch das Wirbeln der Trommeln unterbrochen. Ruhig
ließ er sich die Hände binden und unter das Beil legest. Sein Beicht¬
vater rief ihm zu: „Sohn des heiligen Ludwig, steige hinauf zum
Himmel!" — Das Beil fiel und machte feinem Leben ein Ende.
Manche drängten sich zum Blutgerüst, um einige Tropfen seines
Blutes aufzufangen und als heiliges Andenken zu bewahren. — So
endete Ludwig XVI.
3eiu Minister Necker sagt von ihm: „Er war ein herzensguter König.
Sein Volk liebte er wie ein Vater seine Kinder. Das Gute that er, wo
und sobald matt es ihm zeigte. Er war der leidenden Menschheit Hilfe. Aus
der Leibeigenschaft zog er den Landmann »ttb befreite ihn vom Frondienste.
Er schaffte die Folter ab und gab den Gefängnissen eine bessere Einrichtung.
Die Protestanten setzte er wieder in ihre bürgerlichen Rechte ein, und wo er
sah, daß seine Hilfe nötig sei, da half er gern und willig. Sein ganzes