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icgreich gegen die italienische Armee kämpften, wurden sie in der Hauptschlacht
3cf K önigg r„ä tz von den tapfern preußischen Heeren gänzlich geschlagen.
Auch die mit Österreich verbündeten deutschen Staaten unterlagen den preu¬
ßischen Waffen. Der Friede, welcher diesem kurzen, aber merkwür- [1866
digen Kriege folgte, führte eine völlige Veränderung der bisherigen Verhält¬
nisse Deutschlands herbei. Der deutsche Bund hatte sich ausgelöst. Preu¬
ßen vereinigte (annektierte) bie eroberten Staaten Hannover, Knrhessen, Nassau
und die freie Stadt Frankfurt, sowie die beiden Herzogtümer Schleswig-
Holstein mit seinem Reiche. Es erhielt dadurch einen Länderzuwachs von
1300 Cuabratmeilen mit übcr 4 Millionen Einwohnern. Österreich, Würt¬
temberg und Baden mußten bedeuteude Kriegskosten an Preußeu zahlen,
Bayern und Hessen-Darmstadt überdies noch einige Gebietsteile an den sieg¬
reichen König Wilhelm I. abtreten. Die Staaten nördlich vom Maine
(Mainlinie) bildeten unter Preußens Führung den norddeutschen Bund. Am
24. Februar 1867 trat der aus allgemeinen, unmittelbaren Volkswahlen her¬
vorgegangene norddeutsche Reichstag das erste Mal zusammen, um die neue
Bundesverfassung zu beraten. Dieselbe enthielt folgende Bestimmungen: An
der Spitze des Nordbundes steht der König von Preußen; er führt das
Bundesp r äsi d ium, erklärt im Namen des Bundes Krieg und schließt
Frieden; er ist zugleich Bundesfeldherr und hat als solcher den Oberbefehl
über die gesamte norddeutsche Wehrkraft zu Wasser und zu Land. Dem
König zur Seite steht der Bnndesrat uud der Reichstag. Der Bundes¬
rat wird durch die Vertreter der zum Nordbund gehörenden Regierungen ge¬
bildet; den Vorsitz führt hier der Bundeskanzler, welcher vom Bundespräsidium
ernannt wird (Bismarck). Der Bundesrat entwirft die gemeinsamen Ge¬
setze über Zoll-, Paß-, Post-, Eisenbahn-, Telegraphen-, Münz- und Gerichts¬
wesen, sowie über gleiches Heimats- und Handelsrecht. Der Reichstag, der
unmittelbar vom Bolke in geheimer Abstimmung gewählt wird, beratet und
genehmigt die vom Bundesrat vorgelegten Gesetze. — Bayern, Württem¬
berg, Baden und der auf dem linken Mainufer liegende Teil von Hessen-
Tarmstadt wurden jetzt selbständige Staaten (Süddeutschland). „ Diese Län¬
der schlossen mit Preußen ein Schutz- und Trutzbündnis. Österreich, das
'?;ne außerdeutsche Provinz Venetien an Italien abtrat, ward jedoch von
ieder Verbindung mit dem Nordbunde uud Süddeutschland ausgeschlossen.'
Luxemburg und Limburg kamen an Holland.
«patjahr 1868 wurde die Königin Zsabella vom spanischen Volke
cti» den lande vertrieben, und eine provisorische Regierung trat an ihre
«teile. Diese bot unter andern Fürsten auch dem Prinzen Leopold von
^ohenzollern, entern Verwandten des preußischen Königshauses, den spanischen
Xhrott an. Frankreich sah darin eine Verletzung des europäischen Gleichge-
wtchts. Um jedoch keilte Veranlassung zum Kriege zu geben, verzichtete
Prinz Leopold auf die spanische Krone. Gleichwohl benützte Napoleon EU.
steten Vorfall, um unter allerlei nichtigen Vorwänden Preußen den Krieg
zu erklären. Die angebahnte Einigung Deutschlands sollte verhindert und
linse Rhemufer zurückerobert werden.
Die Kriegserklärung erfolgte am 19. Juli 1870. Schon am 4.Aug. wurden
-Ztietßenburg, am 5. Aug. die Spicherer Höhen von den ver- [1870
etntgten Mord» unb süddeutschen Heeren erstürmt und am 6. August der be=
rühmte französische General Mac Mahon bei Wörth vollständig geschlagen.
71. Der deutsch-französische Krieg.
(1870-1871.)
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Schulbuch:
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