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und Ainbronen die Rhone und rückten auf dem linken Ufer südwärts; doch
an der Jferemündung stießen sie auf ein Lager des Marius. Drei Tage
liefen sie dagegen Sturm, umsonst.
Beratung bcv germanischen Heerführer: Unser Stürmen war
umsonst; wir verstehen die Kunst, ein befestigtes Lager zu erobern, noch nicht.
Also jeder neue Sturm wird ebenso erfolglos sein. Sollen wir über bie Rhone
zurückziehen? Wohin bann? Können wir bann den mit ben Cimbern ver-
abrebeten Plan noch burchführen? Nein, aber wir müssen nach Italien.
Da beschlossen die Heerführer, liegen zu lassen, was sie nicht bezwingen
konnten, und am Lager des Feindes vorbei, diesen im Rücken, nach der
Küste zu ziehen. Sechs Tage soll das Vorüberziehen mit Wagen und
Karren gedauert haben; und höhnend riefen die Teutonen den römischen
Soldaten zu, ob sie nichts an ihre Frauen in Italien zu bestellen hätten.
Alarius überlegte, was er nun tun solle. Er bachte an seine Auf¬
gabe, ben Teutonen den Weg nach Italien zu verlegen, ja sie zu vernichten,
an bie großen Hoffnungen, bie man in Rom auf ihn fetzte. Er sah, baß sich
seine Truppen an ben Anblick ber Feinbe gewöhnt hatten, daß sie, burch bas
glückliche Gefecht mit ben Ambronen ermutigt, vor Kampfbegier brannten, bie
Schmach ber vielen Niederlagen zn rächen. Die Gelegenheit war günstig.
Doch Marius achtete ihren Hohn nicht, auch nicht die angriffslustige
Stimmung seiner eigenen Soldaten; denn er wollte seine Truppen noch
mehr an den Anblick der vorher so gefürchteten Gegner gewöhnen, um diese
dann desto sicherer zu vernichten. Er folgte dem Feinde, indem er vor¬
sichtig auf den Höhen hinmarschierte und sich jede Nacht im wohlverschanzten
Lager barg.
Bei Aquä Sextiä gerieten die römischen Troßknechte mit den Am¬
bronen, die die Nachhut der Germanen bildeten, ins Handgemenge und
drängten diese in die Wagenburg zurück, von welcher herab auch die am-
bronischen Frauen auf die Römer und zugleich auf ihre fliehenden Männer
mit Beilen und Schwertern einhieben. Die Nacht erst endete den Kampf.
Und durch die Stille der Nacht erschollen die Totengesänge aus dem
Lager der Germanen.
Da beschloß Marius, es zur Entscheidungsschlacht kommen zu lassen.
Am nächsten Tage hielt er sich noch ruhig und sandte nur einen Unter-
feldHerrn mit 3000 Mann hinab ins Tal, den Feind zu umgehen und
dann im Rücken anzugreifen. Am dritten Morgen aber stand das römische
Heer aus einem Hügel in Schlachtordnung zum Kampfe bereit. Sogleich
begannen die Germanen den Angriff. Wilde Kriegslieder singend, stürmten
sie den Berg hinan, und schauerlich klang ihr Schlachtgesang den Römern
entgegen. Dem ersten furchtbaren Anprall begegnete Marius, indem er
die schweren Wurflanzen schleudern ließ; dann befahl er den Angriff mit
Schild und Schwert. Gegen Mittag wichen die Teutonen, nicht vom
Kampf allein, sondern besonders auch von der Glut der Sonne Süd-