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stattzeitlichen Urnensriedhösen Norditaliens erscheinen, und wie im
fernen Süden, hat man auch im hohen Norden von den Gesäßen
mit zwei Henkeln oft den einen abgeschlagen, bevor man die Urnen
vergrub! Huch die Deckschalen entsprechen in ihrer Form ganz den
italischen, und ähnlich ist auch die Verpackung der Urnen in Steinen.
Seltener sind im Norden die kleinen Beigefäße, aber ab und zu
trifft man doch ein Täßchen auf den Gebeinen. Italien ist der Aus¬
gangspunkt der Kulturbewegung, deren Wellenschläge schließlich,
wenn auch nach langer Zeit, noch die Germanen Nordeuropas er¬
reichten. Zwischen dem Hnfang und dem Ende der Bewegung liegt
ein Zeitraum von 500 Jahren. Kaum läßt sich an einem anderen
Beispiel das Wesen der Kulturmitteilung besser erkennen, als an
dem Vordringen der Urnenfriedhöfe von Italien nach Norddeutsch¬
land und Skandinavien.
3. Die la Tenezeit (400 v. Chr. bis Lhrijti Geburt).
Die Kelten. Die Kelten in Deutschland. Die la Tsnekultur. Die lu Tene-
fultur bei den Germanen.
Dor der germanischen Völkerwanderung hatten schon einmal
Barbaren des Nordens versucht, die blühende Kultur des Südens in
den Staub zu treten. Dieser Vorstoß wurde gerade in dem Augen¬
blicke unternommen, da die griechische Bildung unter dem panier
der Könige Makedoniens ihren Siegeslauf durch alle Länder an¬
trat, die damals vom Lichte der Weltgeschichte erhellt wurden. Der
Rnsturm der Barbaren mißlang. Seine Geschichte ist die Urgeschichte
der Kelten oder Gallier.
Herodot (um 450) verlegt die Wohnsitze der Kelten in den
äußersten westen, wo die Donau entspringt und die ,,Stadt pyrene"
liegt (Gebirge der Pyrenäen). Livius, (Cäsar und Tacitus berichten,
daß die Kelten weite Landstriche in Norditalien und auf der Balkan¬
halbinsel in Besitz nahmen.
Justinus, der einen Ruszug aus dem Geschichtswerke des Gal¬
liers Trogus Pompejus hinterlassen hat, sagt: ,,Die Gallier sendeten
aus Übervölkerung, als die Länder die von ihnen erzeugte Menschen¬
menge nicht mehr fassen konnten, 300000 Leute wie einen heiligen