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der Landstraße bei Kübnacht, und wo dort eine hohle Gasse
ist, verbarg er sich im Gebüsche, den Landvogt erwartend.
Dieser und seine Diener kamen, mit genauer Not dem vee
entronnen, durch den Hohlweg geritten.
Tell hörte in seinem Verstecke allerlei Anschläge des
Landvogts wider ihn, nahm seine Armbrust und durchschob
den Vogt mit einem Pfeile, dab er tot vom Rosse zu Boden
sank. Hierauf entfloh Tell über die Gebirge gen Uri. Das
Volk aber freute sich überall, wo die Tat ruchbar wurde, dab
es seines schlimmsten Gewaltherrn entledigt war.
Nerdinond Bũbler.
84. Die Jungfrau vom Lurlei.
Unterhalb Caub, wo das Rheintal am engsten wird, der Strom
sich in mancher Krümmung durch die hochragenden, steilen Berge
windet und schroffe Felswände mit freundlichen Obstgärten und
Weinhöhen malerisch wechseln, türmt sich in seltsamen Formen und
Geklüften ein gewaltiger Felskoloß empor. Er heißt der Lurleifels,
und aus uralter Zeit stammende Sagen berichten von einer Wasser—
jungfrau, der Lurlei, die bald in einer Höhle dieses Gebirges, bald
in den nahen Tiefen des Stromes wohnen soll.
In alten Zeiten hörte man oft, wenn der stille Mond Wälder
und Strom beglänzte, von dem Lurleifelsen herab eine Stimme
schallen, süß wie Flötenton, und manchmal ward auf dem steilen
Gipfel eine Jungfrau von lieblicher Gestalt erblickt, die aber, sobald
jemand das Auge zu ihr emporrichtete, wie Morgenduft entschwand
und wehmütige Sehnsucht in dem Herzen zurückließ. Mancher auch,
der in feinem Kahne den Strom hinabfahrend dem holden Gesange
wie im Traume lauschte, stieß an verborgene Klippen und sank ins
feuchte Grab.
Damals herrschte ein Pfalzgraf hier am Rhein, dessen Sohn,
ein edler und feuriger Jüngling, ein großer Freund der Jagd war.
Als er einst mit seinem Gefolge in der Gegend am Rhein jagte,
hörte auch er die Kunde von jener wunderschönen Jungfrau und
ihrem lieblichen Gesange und wurde von solcher Sehnsucht ergriffen,
daß es ihm Tag und Nacht keine Ruhe ließ. Endlich rief er seine
Knechte, trat in einen Kahn und fuhr gegen den Lurlei. Schon sank
die stille Nacht auf Wiefen und Höhen, und am klaren Himmel
funkelten die goldnen Sterne. Da riefen plötzlich die Ruderer:
„Ach Herr, seht Ihr dort die Zauberin? Laßt uns nicht weiter