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wesen war aber in schlechtem Zustande. Zwar hatte
der tüchtige Siegfried von Pleß darin einige Ord¬
nung zuwege gebracht, allein die verschwenderische Pracht
des Hofes, kostspielige Kriege und eigennützige Günst¬
linge veranlaßten es, daß Christian V. eine Schulden¬
last von 11 Tonnen Goldes hinterließ. — Das Loos
des Bauernstandes ist vielleicht niemals schlechter gewesen,
als unter Christian V., denn die Bauern wurden jetzt
nicht allein von den Gutsherren ausgesogcn und geplagt,
sondern auch mit Steuern beschwert und durch eine
nicht selten ungerechte und willkürliche Aushebung zum
Kriegsdienst bedrückt. Auch nahmen die Verordnungen,
wodurch man den außerordentlich gesunkenen Werth der
Landgüter wieder zu heben suchte, keine Rücksicht auf
die Lage der Bauern, ja in der 1682 erschienenen Ver¬
ordnung wurde dem Gutshern sogar das grausame
Recht crtheilt, den Bauer, wenn er seinen Hof vernach¬
lässigte oder verließe, auf 1 Jahr nach dem Bremerholm
abzuliefern, wo er, wie ein Verbrecher, in Ketten arbeiten
mußte. Bei diesem höchst elenden Zustande des Bauern¬
standes gcricthen Ackerbau und Viehzucht irr den tiefsten
Verfall, und das so fruchtbare und grasreiche Däne¬
mark mußte zur Verpflegung des Heeres Butter und
Käse aus Holland holen. — Besser sah es mit dem
Handel und dem Fabrikwesen aus. Es wurde ein eigenes
Commerz-Collegium errichtet, um für" diese Zweige der
Staatshaushaltung Sorge zu tragen; eine Navigations¬
schule unter Römers Leitung gab den Seefahrenden
Gelegenheit, sich die zu ihrem Fache nöthigen Kenntnisse
zu verschaffen; mehrere ältere Handelscompagnien wurden
erneuert, neue gestiftet, und der westindische Handel, der