Full text: 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen

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1. -i er Erzbischof erhält 2500 Guldeu in zwei Teilzahlungen biy 
Martini 1531. Die beiden Stifter erhalten die noch vorhan¬ 
denen Kleinodien vom Rate zurück, außerdem 1200Mark^) Silber 
und zwar in jährlichen Zahlungen von 50 Mark vom fsabre 
1538 ab. 
2. Tic erzbischöflichen Hoheitsrechte werden wieder herge¬ 
stellt; gegen Zusicherung jeglichen Straferlasses verspricht die 
Stadt, sich gegen den Erzbischof zu verhalten, „wie es treuen 
Untertanen Wohl gebührt und zusteht." 
3. Tie Marien- und Severikirche werden dem alten Glauben 
zurückgegeben, ebenso das Peterskloster. 
- ltgegen wollte der Erzbischos „in machen den Glauben und 
die Zeremonien (heilige Handlungen) betreffend hiermit und dies¬ 
mal feiner Partei etwas gegeben, genommen, erlaubt oder ver¬ 
boten haben" —, d. H. er erkannte stillschweigend die Lossagung 
des größeren Teiles der Stadt von der geistlichen Rechtspflege 
und Oberhoheit an und gewährleistete in einer Anzahl von Kirchen 
denjteuen Ritus (gottesdienstlicher Gebrauch), obwohl soeben noch 
in Lpeier das Wormser Edikt (Erlaß) zur Unterdrückung der neuen 
Lehre erneuert worden war. 
Besonders hart wurden die Evangelischen durch den 3. Punkt 
des Vertrages getroffen, am härtesten darunter aber Dr. Lang, 
Erfurts Reformator, und feine Gemeinde im Dom. Schweren 
Herzens räumte er das herrliche Gotteshaus, um fortan als Geist 
lieber der Michaelisgemeinde tätig zu sein: zugleich aber wurde 
er Nonarius an der Predigerkirche (heute die Stelle des Früh¬ 
predigers). Domgeistlicher wurde der Pfarrer au Der Hospital 
kirche, welche fortan von den Evangelischen in Besitz genommen 
wurde. 
v>n dieser Ordnung haben sich die kirchlichen Verhältnisse un¬ 
verändert bis auf den heutigen Tag erhalten. (Nach Pros. Dr. 
Joh. Biereve u. a.) 
42. Der Erfurter Bauernkrieg. 
Anmarsch der Bauern: Es war Ende April 1525, als 
vor dem äußeren Spielbergtor (Gegend des heutigen Bahndurch¬ 
gangs nach der Daberstedter Schanze) Tausende von Bauern er¬ 
schienen, um mit Gewalt in die Stadt einzudringen. Zugleich 
batten sich vor dem inneren Augusttor (Kreuzung Gartenstraße u. 
Reglermauer mit der Bahnhofstraße) große Haufen Vorstädter zu¬ 
sammengerottet, die mit den Bauern gemeinsame Sache machen 
wollten. Ihre Absicht war, das Regiment der Stadt zu stürzen 
uns einen neuen Rat einzusetzen, in welchem sie Sitz und Stimme 
hatten. Ferner wollten sie ihre Steuerlast an Stadt und Kirche 
’) 1 Mars — 12 Lot ntnb 250 Gr.; größere Geldsummen wurden 
meist gewogen.
	        
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