Full text: 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen

1. Erfurt in der Steinzeit. 
Heitere Jugend: Zum Ufer ber Gera fällt ein weitausge- 
behnter Abhang ziemlich steil hinab. Ueppiger Graswuchs bebeckt 
ihn. Knaben unb Mäbchcn, bunkel von Luft unb Sonne gebräunt, 
bas blonbe Haar wirr um ben Kopf, tummeln sich hier. Hurtig 
klettern sie bie Höhe hinan unb legen sich am Ranbe bes Abhanges 
platt hin. Ein Ruck, unb sie kollern in fteigenber Schnelligkeit ben 
hohen Abhang hinunter, kreifchenb unb lachenb, um hochroten Ge¬ 
sichtes, boch ohne Spur von Schwinbel trotz bes raschen Umsichfelbst- 
wälzens, bas Spiel von neuem zu beginnen. Ist bie Gewalt bes 
Vorwärtsschießens so groß, baß ber Rollenbe, unten angelangt, 
sich nicht einzuhalten vermag unb in bas Wasser stürzt, so lachen 
alle laut auf, auch ber Knabe ober bas Mäbchen, bem ber Zufall 
begegnet. 
Ihre Kleibung leibet ja keinen Schaben, ba sie aus Fell her¬ 
gestellt unb karg im Maß ist. Bestänbiges Leben im Freien, beim 
nur zur Winterzeit fchlafen sie am Herbfeuer in ber Hütte, haben 
sie so abgehärtet, baß sie bie Nässe nicht störenb empfmben. 
Die rückkehrenden Jäger: Da ertönt ein gellenber Pfiff. 
Der Spitz, ber bas übermütige Spiel ber Kinber fläffenb geteilt 
hat, hebt bic Ohren hoch unb stürzt bann mit lautem, freubigem 
Gebell bie Höhe hinan. Auch bie Kinber unterbrechen ihr wilbes 
Tummeln, unb als jetzt abermals ein Pfiff ertönt, noch näher als 
vorher, ba springen sie fchreienb unb jnbelnb bem vorausgeeilten 
vierbeinigen Gefährten nach. Doch schon teilt sich bas Gebüsch. 
Eine kleine Gruppe von Männern wirb sichtbar. Unter ihnen 
einer in ber Vollkraft ber Jahre, über fünfzig wirb er zählen, 
unb mehrere jüngere Genossen von einigen zwanzig bis breißig. 
Ihre Kleidung: Ihre Kleibung ist bie gleiche. Um Schul¬ 
ter, Brust unb Leuben schmiegt sich ein ärmelloser IXeberwuxf von 
Tierfell, bie Beine frei lassenb bis zu ben muskulösen Schenkeln. 
Die Füße stecken nackt in Fell, bas mit Riemen über ben Fuß 
um ben Knöchel geschnürt ist. Ein breiter Gurt von ungegerbter 
Tierhaut hält ben Leibrock um bie Hüften zusammen. 
Ihre Waffen: Unb wie fonberbar bie Waffen biefer Leute! 
Rechts im Gurt steckt bas Wurfbeil. Aber im oberen Enbe bes 
Schaftes glänzt kein blinkenbes Metall, fonbern ein fcharf Ange¬ 
schliffenes Steinbeil. Links am Gurt baumelt ein kurzes Messer, 
ebenfalls aus Stein, unb zwar aus gelbgrauem, hartem Feuer¬ 
stein, so scharf zugefchliffen, baß sich bie allzuhastig zugreifenben 
Kinber schon oft bamit verwunbeten. In ben Hänben tragen bie 
Männer einen langen Stab aus Efcheuholz, am Feuer gehärtet, 
an besten Spitze ein mit boppelter Schneibe zugeschliffener Feuer¬ 
stein steckt, also ein Wurfspeer. Um ben Hals haben sie ben 
Bogen geworfen, bessen Sehne aus getrocknetem Tierbarm gewun- 
ben ist, unb ein plump geschnitzter Köcher trägt bie Pfeile, bereu
	        
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