Full text: 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen

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14. Bonifacius in Erfurt, 742. 
(Sage.) 
Als Bonifacius nach Erfurt kam, fand er daselbst noch viele 
Heiden, die in der Wagd (Steiger) ihrem Abgotte Wage dienten. 
Bonifacius aber predigte Christum und forderte die Leute aus, 
mit ihm die Götterbilder zu zerstören und die heiligen Eichen 
niederzuhauen. Viele zogen mit ihm hinaus. Ms sie aber in die 
Gegend des heutigen Löbertores kamen, erhob sich ein greulicher 
Sturmwind vom Walde her. Alle standen still und fürchteten, der 
Gott Wage würde ihren Frevel strafen. Aber Bonifacius ermutigte 
sie, und sie folgten ihm hinauf zum Berge. Dort ließ er die 
Eichen umhauen, und als die Zaghaften den Fall ihrer Götter¬ 
bilder und der heiligen Bäume sahen, weigerten sie sich nicht 
länger, sich taufen zu lassen. 
Die Sage erzählt weiter, daß Bonifacius aus dem Holz dieser 
Eichen ein Kirchlein erbaute. Tatsächlich errichtete er auf dem heu¬ 
tigen Domberge, dem Vorhügel des Petersberges, eine Kapelle zu 
Ehren der Mutter Gottes und ernannte Erfurt zu einem Bischofs¬ 
sitz (Bonisacinsstraße u. Statue am Dom). (Nach H. Kruspe.) 
15. Bei den ülönchen von Skt. Peter. 
Seine Gründung: Das Peterskloster ist das älteste unter 
den Erfurter Klöstern. Die genaue Zeit seiner Gründung und die 
Namen seiner Gründer sind unbekannt. Vielleicht setzten schon 
iroschottische Mönche zur Zeit König Dagoberts III. (711—716) 
ihr friedliches Heim neben die Herdstellen der aus dem Merwigis- 
berge (s. Erfurts Entstehung usw., Nr. I) ansässigen heidnischen 
Ackerbauer. Möglich ist auch, daß Bonifacius selbst es war, der 
den Ort unter der machtvollen Herrschaft der fränkischen Hans¬ 
meier zur Gründung eines Klosters und zur weiteren Ausbrei¬ 
tung des Christentums in die ringsum liegenden thüringischen Lande 
für geeignet Hielt.1) Schon früh stand dem Kloster eine königliche 
Pfalz schützend zur Seite (seit 802). 
Die ersten Jahrhunderte der Klostergeschichte umhüllen tiefes 
Dunkel. Genaueres erfahren wir erst aus der Zeit nach dem 
Jahre 1000. Damals berief Erzbischof Siegfried I. von Mainz eine 
Synode nach hier (1060). Die Stiftsherren des Klosters auf dem 
Petersberge hatten seinen Zorn erregt. Sie lebten Wohl angeblich 
nach der Regel des heiligen Benediktns, waren aber so verwelt¬ 
licht, daß ihre Gemeinschaft für Personen, welche der Welt ent¬ 
sagen wollten, nicht geeignet war. Erzbischof Siegfried entfernte sie 
l) Meinung des verst. Stadtarchivars Dr. Beyer; für ein von Bonifacius 
gegründetes Monasterium (?) wäre wohl allein der Domberg in Frage ge¬ 
kommen.
	        
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