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Bei ber Erziehung ihrer Kinber sahen bie alten Deutschen
hauptsächlich barauf, baß sie gefuub, kräftig unb abgehärtet
würben, unb baß sie Zucht unb Sitte hochhalten lernten. Wenn
ein Sohn bas achtzehnte Jahr erreicht hatte, würbe er wehr¬
haft gemacht; ber Vater führte ihn in bie Versammlung ber
freien Männer; hier würben bem Jünglinge Schilb unb Speer
übergeben, unb er mußte geloben, ein wackerer Mann unb
tapferer Krieger zu werben.
Die alten Deutschen hatten keine stänbige Obrigkeit. Jebet
freie Mann war in seinem Hause König, Richter unb Priester.
Angelegenheiten bes ganzen Volkes würben von bet Versamm¬
lung aller freien Männer beraten. Für ben Krieg würbe bet
tapferste Mann zum Heerführer ober Herzog erwählt.
Die Religion bet alten Deutschen war heibnisch. Ihren
vornehmsten Gott nannten sie Woban. Sie stellten sich ihn als
einen gewaltigen Kriegsmann vor. Zn ihm nach Walhalla
kamen nach ihrem Glauben alle biejenigen, welche auf Erben
gut unb tapfer waren. Dort erfreuten sie sich in alle Ewigkeit
an Jagb, Waffenspiel unb Festgelagen. Die Bösen unb Feigen
kamen nach Nebelheim, an einen finstern, kalten Ort. Die
Götter würben nicht in Tempeln, sonbern in heilig gehaltenen
Wälbetn verehrt.
Die alten Deutschen waren ein gutmütiges, treuherziges
Volk. Es wirb ihnen zwar nachgesagt, baß sie einen unbänbigen
Hang zum Trunk unb Würfelspiel hatten. Doch größer unb
Zahlreicher als ihre Fehler waren ihre guten Eigenschaften.
Sogar ihre Feinbe, bie Römer, rühmten ihre Sittenreinheit,
Gastsreunbfchaft unb ihre Treue.
II. pte Deutschen im Kampfe mit den Mömern.
1. Die Cimbern unb Teutonen.
Im Jahre 113 vor Christi Geburt würbe nach Rom bie
Nachricht gebracht, vom Norben her rückten ungeheure Scharen
von sremben Kriegsmännern gegen bie Alpen. Es seien Männer
von riesiger Größe mit rötlichem Haar unb so feurigen blauen
Augen, baß niemanb ihren Blick ertragen könne. Den streit¬
baren Männern folgten bie Frauen unb Kinber auf Wagen.
Woher sie kamen, wußte man nicht. Einer Wolke gleich wälzten
sie sich gegen Gallien unb Italien, unb niemanb vermochte ihnen
in ber Schlacht stanb zu halten. Es waren bies bie Cimbern
unb Teutonen, zwei beutjche Völkerschaften. Sie waren von
ihren Wohnsitzen an ber untern Elbe ausgezogen mit Weib
unb Kinb unb all ihrer beweglichen Habe, um in einem frucht¬
bareren Laube bessere Wohnsitze zu suchen. Die Römer wollten
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