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Jeder römische Bürger war vom 17. bis zum 46. Jahre zum
Kriegsdienste verpflichtet. Wenn ein Krieg ausbrach, wurde
der Heerbann aufgeboten; nach Beendigung des Krieges kehrten
die Bürger wieder zu ihrer friedlichen Befchäftiguug zurück. Die
Mannschaft eines Aufgebotes nannte man eine Legion; später
bezeichnete Legion einen Heerkörper von 6000 Mann. Die
Hauptstärke des römischen Heeres lag im Fußvolke, das mit
Helm, Schild, leichtem Panzer, Wurfspeer und kurzem Schwert
bewaffnet war. Reiche Bürger mußten zu Pferde dienen; sie
bildeten mit der Zeit einen bevorzugten Stand, den Ritterstand.
Die Konsuln waren Befehlshaber des Heeres, im Felde mit
voller Gewalt über Leben und Tod. Einem siegreichen Feld¬
herrn wurde die Ehre des Triumphes zuteil, d. h. er durste bei
der Heimkunft mit seinem Heere einen feierlichen Einzug in
die Stadt halten.
2. Rom, die H er rin Italiens.
Nach der Vertreibung der Könige geriet das römische Volk
in verschiedene Streitigkeiten mit benachbarten Städten und Volks¬
stämmen. In den meisten Kämpfen siegreich, unterwarf Rom
zunächst einzelne Städte in Etrurien und Latium. Einhundert-
zwanzig Jahre nach Vertreibung der Könige fielen von Norden
her die Gallier in Italien ein, besiegten die Römer am Flusse
Mia, eroberten unter Anführung des Brennns die Stadt Rom
und zerstörten sie. Nur das Kapitol, die Burg von Rom,
konnten sie nicht erobern. Fast hatte in einer stürmischen Nacht
eine Schar Gallier die Burgmauern erstiegen, da erhoben Gänse,
die der Göttin Inno zn Ehren im Tempel auf der Burg ge¬
halten wurden, ein Geschrei; die Besatzung wurde ausgeschreckt
und schlug die Gallier zurück. Brennns unterhandelte mit den
Römern und versprach, um 100 Pfund Gold abzuziehen. Als
es ihm vorgewogen wurde, warf er sein Schwert in die Gewichts-
schale und rief: „So macht man es den Besiegten!" Während
Römer und Gallier hierüber in Streit waren, rückte der Diktator
Eamillus mit einer Schar heran und jagte die Gallier aus Rom.
Die Römer wollten ihre verbrannte Stadt nicht wieder auf¬
bauen, sondern sich anderswo ansiedeln. Eamillus brachte sie
davon ab und erwarb sich dadurch den Ruhm, „der zweite
Gründer Roms" zu werden. Im Lause der folgenden 200 Jahre
errang Rom die Herrschaft über ganz Mittelitalien. Die hör-
testert Kämpfe mußten gegen die Samniter, die tapfern und
kräftigen Bewohner de mittleren Apeninnen, durchgefochten
werden. Mehr als einmal faxn Rom selbst in die größte Gefahr;
aber der Senat und das Volk verzagten auch in den schlimmsten
Lagen nicht; die Vaterlandsliebe und Tapferkeit der Bürger
B erger-Slehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. i■_>