Aus der reichsliindischeir Widjtf.
I. Gksaß-Lotßringen zur Zeit der Vömertzerrschaft.
1. Die ältesten Bewohner des Reichslandes.
Die ältesten Bewohner des Reichslandes waren die Kelten.
Dieses Bolk hatte in den frühesten Zeiten England, Frankreich
und einen großen Teil von Deutschland inne. Es bildete aber in
keinem der genannten Länder einen einheitlichen Staat, sondern
zerfiel in eine große Zahl von Stämmen, die sich oft blutig be¬
fehdeten. Drei von diesen Stämmen saßen im Elsaß: die Rauraker
im Sundgau, die Sequaner im Ober-Elsaß, die Mediomatriker im
Unter-Elsaß. Diese dehnten sich bis nach Lothringen hinein aus,
wo auch ihre Hauptstadt Divodurum, das spätere Metz, lag. Nörd¬
lich von ihnen wohnten die Trevirer mit der Hauptstadt Trier:
den südlichen Teil Lothringens besaß der Stamm der Leuker.
Die Kelten waren Heiden und verehrten verschiedene Götter,
z. B. den Sonnengott Bel und den Kriegsgott Hesns. Dunkle
Haine, geheimnisvolle Quellen, hochragende Felsspitzen hielten sie
Tür die Wohnsitze ihrer Gottheiten. Solche heilige Stätten waren im
Elsaß der Tännichel bei Rappoltsweiler, der Lottelsels auf dem
Schneeberg, der Ungersberg bei Weiler. Den Göttern dienten
eigene Priester, welche Druiden hießen; auch gab es Priesterinnen.
Druidinnen genannt. Neben den Priestern hatte der Adel alle Gewalt.
Die Kelten waren große, starke Männer mit langen, blonden
Haaren uud blauen Augeu. Ihre Nahrung war einfach und be¬
stand aus Milch, Käse, wilden Früchten und Wildbret. Aus
kühnen Jagdzügen erlegten sie in den großen Wäldern und
Sümpfen Wölfe, Bären, Eber und Auerochsen. Neben Jaad
war Krieg ihre Lieblingsbeschäftigung. Tapfer griffen sie den
Feind an; doch, wenn ihnen der erste Schlag mißlang, verzagten
ste leicht. Auch Zank- und Händelsucht, insbesondere Eitelkeit
und Prahlerei wurden an ihnen getadelt.
-• Wie das Reichsland römisch wurde.
Zwei Feinde machten den Kelten oder Galliern im heutigen
Reichslande ihre Wohnsitze streitig: germanische Scharen und die