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Scharen nicht mehr zu schützen vermochten, biente biefer große
Steinwall als Zufluchtsort. Hinter bie Heidenmauer retteten
bie flüchtigen Bewohner ihr Vieh unb ihre Habe. Als bie
Einfälle immer häufiger würben, erbaute man innerhalb bes
Steinwalles Wohnsitze.
Tie Heibenmauer umgibt bie Bergfläche bes Obilienberges
vom Mänuelfteiu bis zur Ruine Hagelschloß; eine Umwanberung
derselben bauert drei Stnnben. Sie besteht aus rohen Sanb-
steinblocken, bie meist viereckig zugehauen unb ohne Mörtel aus-
einanber geschichtet sind. Die Breite ber Mauer beträgt 1,70 in,
die Höhe schwankt zwischen 2 unb 3 m.
Obilienberg heißt ber ganze Bergrücken; im engeren Sinne
wirb barunter auch nur bas Kloster verstauben, bas im 8. Jahr¬
hundert unter dem Namen Altitona, später unter dem Namen
Hohenburg erscheint.
3. De^r Herzog Attich und die hl. Odilia.
Auf Hohenburg herrschte vor mehr denn 1200Jahren der rauhe
und gestrenge Herzog des Elsasses, Attich, (Stich oder Eticho mit
Namen. Seinen Wohnsitz hatte er für gewöhnlich zu Oberehnheim,
einem kleinen Städtchen am Fuße des Odilienberges. Ter liebe
Gott schenkte dem Herzog ein Kindlein; büch ber Vater wollte
nichts von ihm wissen; es war ein schwaches Mäbchen und noch
dazu blind. Ter Grausame schwur, daß solch' ein Wurm sein
adeliges Geschlecht nimmer schänden dürse, und wollte es töten
lassen. Aber die liebende Mutter wußte Rat und rettete ihr Kind
in das Stift Palma, heute Beauine-les-Dames genannt. Der
Bischos Erhard taufte das Mägdlein, und während der hl. Hand¬
lung schlug es die Augen auf und war sehend.
Die Klostersrauen erzogen den anvertrauten Schatz sorg¬
fältig, unb balb erblühte Odilia zur lieblichen Jungfrau. Nach¬
dem sie erfahren hatte, welches Standes sie sei, faßte eine un¬
widerstehliche Sehnsucht nach der Heimat, nach der Mutter ihr
Herz. In einem Briese wandte sie sich an ihren Bruder Hugo
mit der Bitte, daß er ihr die Erlaubnis zur Rückkehr erwirken
möge. Der Vater wollte davon nichts wissen. Die Bruderliebe
war jedoch mächtiger in Hugo als der kindliche Gehorsam. Er
schickte ihr einen Wagen und Geleite in der sicheren Hoffnung,
der Vater werde feine Tochter nicht verstoßen, sobald er sie sehe.
Vater und Sohn standen aus ber Hohe bes Berges; von fern
nahten lieh bie Burgmannen mit bem Wagen. Da teilte Hugo
seinem Vetter bie Ankunft Obiliens mit. Doch kein Funke von
Liebe glühte in dem väterlichen Herzen. Attich ergriff sein
Schwert und stieß seinen Sohn nieber.